In den Bergen des Montafon

Im August, 2020

Vorarlberg-Gebiet und Montafon

© OpenStreetMap-Mitwirkende

„Das Montafon ist das südlichste Tal im österreichischen Vorarlberg-Gebiet und gilt als eines der geologisch bedeutsamsten Täler der Alpen. Manche Rassegipfel zählen zu den formschönsten Erscheinungen der gesamten Ostalpen, allen voran die Zimba, die Drei Türme, die Madrisa oder das Große Seehorn. Das Durchstreifen der bei St. Gallenkirch zusammenstoßenden drei großen Gebirgsgruppen der Zentralalpen, nämlich des Rätikon, des Verwall und der Silvretta, spricht unweigerlich jeden Bergwanderer und Naturfreund an.

Gleich welchen Alters, gleich ob sportlich eingestellt oder mit Hang zur Muße, die Auswahl an Unternehmungen ist groß: Erholsame Tal-Spaziergänge an der Lebensader der Ill, durch urige Tobel und über duftende Bergmatten zu verschwiegenen Maisäßhütten, in unverfälschte Hochtäler oder vorbei an malerischen Seen, auf historischen Pfaden und Schmugglerwegen zu luftigen Graten und überwältigenden Aussichtsbergen im Reich der Dreitausender “ 

(aus: „Das Montafon-Rother Wanderführer“ Bergverlag Rother GmbH, München, *für Nicht-Vorarlberger: Tobel= enges Tal/Schlucht; Maisäß=gerodete Almfläche

Der Piz Buin (3312m) am Fuße des Silvretta-Stausees

Neben Wandern, Sport und Erholung bietet das 40km lange Tal des Montafon zwischen Bodensee und der Schweizer Landesgrenze noch wesentlich mehr: Für uns in erster Linie interessante Ansichten und Einblicke in/auf:

  • Bergriesen und Gletscher, Felsmassive, Almen, Gebirgsbäche und intakte Natur 
  • die Kulturlandschaft der Montafon-Gemeinden am Fluß-Lauf von Ill und Litz zwischen St. Anton (650m) und Partenen(1050m)
  • den mittelalterlichen Bergbau zwischen Silbertal und Bartholomäberg
  • riesige Stauseen zum Betrieb der angeschlossenen Speicherkraftwerke (Lüner-, Vermunt-, Silvretta- und Kopsee)
  • industrielle Wasserkraft-Großprojekte der Österreicher Ill-Werke zur Trinkwasserbereitstellung und zur Energiegewinnung (Vermunt-Werke, Lünersee-Werk u.a.)
  • atemberaubende Straßenbauprojekte (Silvretta-Hochalpenstraße)

Montafon: Blick auf die Rätikon-Gebirgsgruppe

Zur Einstimmung: Wanderung entlang der Baumgrenze zum Gantakopf (1958m)

Etwas weiter oben Im Rätikon: Die Kanzelköpfe (2437m) an der Schweizer Landesgrenze

Und darüber: Berge und Freiheit pur…

Gipfelkreuz am Mutjöchle (2074m), Litz-Promenade in Schruns, Barockkirche in Bartholomäberg und Rellseck-Kapelle mit Blick zur Montafon-Talöffnung bei Bludenz

Ein herzliches „Glück auf“ in Bartholomäberg, der Wiege des Montafon

Übrigens: Der über mehrere Jahrhunderte blühende Bergbau war die Voraussetzung für den verhaltenen Reichtum in dieser Region. Für uns als Freiberger und mittlerweile auch Mitinhaber des UNESCO Welterbe-Titels „Montanunion Erzgebirge/Krusnohori“ nicht uninteressant: In den gut sortierten Beschreibungen vor Ort  finden sich mannigfaltige Verweise auf den Annaberger Hesse-Altar. Nebst mittelalterlichen Abbau-Methoden des Erzgebirges, speziell zum Pingen-Bergbau von Altenberg…

Das Gafall-Joch (2239m) an der Österreich-Schweizer Grenze, südlich des Lünersees

Die Lünersee-Staumauer im Talschluß das Brandnertals (1980m)

Der Stausee oben ist neben Vermunt-, Silvretta- und Kopsee einer der vier großen Stauseen des Vorarlberger Wasserkraftsystems, welche von den österreichischen Illwerken AG zwischen 1930 und 1969 AG errichtet wurden. Das System bersteht neben den o.g. Wasserspeichern aus einem Geflecht weitverzweigter ober- und unterirdischer Druckstollen und Kanäle. Diese speisen wiederum zehn Wasserkraftwerke, in denen Spitzenlast-Energie für den nationalen und internationalen Strommarkt erzeugt wird:

Faszination Silvretta-Hochalpenstrasse: Von Partenen zur Bielerhöhe und vorbei an Vermunt- und Silvretta-Stausee

Nicht zu Unrecht zählt die Silvretta-Hochalpenstrasse mit ihrer spektakulären Bergkulisse zu den schönsten und beliebtesten Gebirgsstraßen. Die „Traumstraße der Alpen“ ist übrigens mautpflichtig und gehört den Österreichischen Illwerken AG. Zugelassene Fortbewegungsmittel auf dieser zwischen 1925 und 1954 in mehreren Etappen erbauten Strasse: Fahrrad, Mountainbike, Quad, Motorrad, Oldtimer sowie PKW/LKW, sofern sie eine Gesamtlänge von 13.8m nicht überschreiten! Und: Es gilt Hänger- und Nachtparkverbot…

Zu ihrer Agenda:

  • Seehöhe Mautstelle Partenen:  1.051 m
  • Passhöhe Bielerhöhe:  2.032 m
  • Länge der Silvretta-Hochalpenstraße:  22,3 km
  • Anzahl Kehren: 34
  • Steigung: 10 % bis max. 12 %, in den Kehren ca. 5 %

Der nächste Winter kommt bestimmt: Bis zu vier Meter hohe Stützverbauungen sollen den Schnee am Hang festhalten

Karte: © OpenStreetMap-Mitwirkende

(v.k.)

 

Hermann Hesse: „Manchmal“

MANCHMAL

Manchmal, wenn ein Vogel ruft
Oder ein Wind geht in den Zweigen
Oder ein Hund bellt im fernsten Gehöft,
Dann muß ich lange lauschen und schweigen.
 
Meine Seele flieht zurück,
Bis wo vor tausend vergessenen Jahren
Der Vogel und der wehende Wind
Mir ähnlich und meine Brüder waren.
 
Meine Seele wird ein Baum
Und ein Tier und ein Wolkenweben.
Verwandelt und fremd kehrt sie zurück
Und fragt mich. Wie soll ich Antwort geben?

                              ***

(aus: „Das Lied des Lebens, Die schönsten Gedichte von Hermann Hesse„, Suhrkamp-Verlag Frankfurt am Main, 1986)

(v.k.)

Gotische Skulpturen in Sachsen

04.09.2020

Kirche und die erhaltenen Flügel des einstigen Chemnitzer Benediktiner-Klosters sind heute Sitz des stadtgeschichtlichen Museums (Schloßbergmuseum)

„Die größte Kollektion mittelalterlicher Skulpturen wird seit 2009 im Rahmen einer Kooperation zwischen den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden und den Kunstsammlungen Chemnitz im dortigen Schloßbergmuseum präsentiert.

Die gemeinsame Ausstellung enthält die besten Stücke der Skulpturensammlung aus Dresden und des Schloßbergmuseums Chemnitz. Darunter sind unter anderem das berühmte Heilige Grab aus der Jakobikirche in Chemnitz und die Madonna des Meisters H.W. aus Waldkirchen. Die Vereinigung der beiden historischen Sammlungen ermöglicht in der eigens dafür geschaffenen Präsentation im Schloßbergmuseum einen einzigartigen Überblick über die in kostbaren Farben gefaßte gotische Schnitzkunst Sachsens“ (aus: Flyer der Kunstsammlungen Chemnitz)

 

Die Ausstellungs-Exponate sind in den rekonstruierten Klosterräumen des Erdgeschosses (Kreuzgang, Refektorium, Kapitelsaal und Parlatorium) untergebracht. Ein großer Teil der Werke davon sind Dauerleihgaben aus sächsischen Kirchen und Gemeinden.

Zu den Ausstellungsräumen

Uns erwarten einzigartige Kunstwerke mittelalterlicher sakraler Schnitzkunst und der Tafelmalerei, einige davon möchte ich vorstellen:












 

(v.k.)

Hermann Hesse: „Kennst du das auch?“

KENNST DU DAS AUCH ?

Kennst du das auch, daß manchesmal
Inmitten einer lauten Lust,
Bei einem Fest, in einem frohen Saal,
Du plötzlich schweigen und hinweggehn mußt?

Dann legst du dich aufs Lager ohne Schlaf
Wie Einer, den ein plötzlich Herzweh traf;
Lust und Gelächter ist verstiebt wie Rauch,
Du weinst, weinst ohne Halt – Kennst du das auch?

                               ***

(aus: „Das Lied des Lebens, Die schönsten Gedichte von Hermann Hesse„, Suhrkamp-Verlag Frankfurt am Main, 1986)

(v.k.)

Königsorte an der Straße der Romanik (7)

03.07.2020

An der Strasse der Romanik: Unterwegs im Nordharz zum Kloster Michaelstein, zur Stiftskirche St. Cyriakus und zur Kirche St. Johannis

1. Kloster Michaelstein

Die in der Nähe von Blankenburg/Harz liegende ehemalige Zisterzienserabtei Michaelstein wurde 1146 gegründet. Sie fasziniert durch das Zusammenspiel von gut erhaltenen Klausurräumen mit romanischen und gotischen Architekturelementen, stetig grünen Klostergärten und einer modernen Musikausstellung „Klang-Zeit-Raum-dem Geheimnis der Musik auf der Spur“. Das Gros der ehemaligen Klostergebäude und Wirtschaftsanlagen (Torhaus, Wirtschaftshof, Refektorium, Kreuzgang, Kapitelsaal, Kräutergarten, Fischzuchtteiche usw.) befindet sich nach unserer Einschätzung in einem erstaunlich guten Zustand, so daß sich ein Besuch der Anlage in jedem Fall lohnt!

Kreuzhof: Blick in den Lesegang

„In der Stiftungsurkunde von 1146 bezeichnete sich die Äbtissin Beatrix II. von Quedlinburg als Gründerin des Klosters. Aus der Bestätigungsurkunde Papst Eugens III. von 1152 stammt die erste eindeutige Erwähnung eines Zisterzienserkonvents. Aus dem anfänglich beschwerlichen Leben entwickelte sich eine wirtschaftlich erfolgreiche Abtei. Wie die Benediktiner hatten sich auch die Zisterzienser dem Motto „Beten und Arbeiten“ verschrieben. Schenkungen, die gelobte Armut sowie das von Arbeit und strenger Eigenwirtschaft bestimmte Leben erhöhten den klösterlichen Besitz bis zum Ende des 12. Jahrhunderts auf etwa 500 Hufen (ca. 3500 ha), hundert Jahre später auf etwa 700 Hufen. In alten Karten sind z.B. die Bezeichnungen von Mühlen, Weinberg, Hopfen- und Obstgärten zu finden. 1525 ereilte Michaelstein das gleiche Schicksal wie viele andere Klöster seiner Zeit auch. Am 10.Mai überfielen, plünderten und zerstörten aufständische Bauern die Klostergebäude teilweise. Sie zerstörten nicht die Klosterkirche, aber Bildnisse und Darstellungen. Nach Einführung der Reformation 1543 wird Michaelstein protestantische Klosterschule. Nach Wiederaufnahme des Klosterbetriebs durch die Zisterzienser im 30-jährigen Krieg entsteht 1721 ein Kollegiatsstift. Heute beherbergt es u.a. die Landesmusikakademie Sachsen-Anhalt“ (aus: Kloster Michaelstein, Verlag Janos Stecovics, 2018)   

Torhaus und Eingang zum Wirtschaftshof, rechts: Ordensregeln der Zisterzienser

Innenhof, Arkadengang, romanisches Kapitell im Kapitelsaal und der früher einzig beheizbare Raum im Kloster: das Kalefaktorium

Im Klostergarten

2. Stiftskirche St. Cyriakus  (Frose)

St. Cyriakus ist eine flach gedeckte Pfeilerbasilika ohne Krypta und stammt aus der Zeit um 1170.

„Die Stiftskirche „Sankt Cyriacus“ in Frose wurde von Markgraf Gero um 950 als Benediktinerkloster gegründet. Sie ist dem heiligen Cyriakus, einem der 14 Nothelfer geweiht. Ab 961 war Frose, wie auch die Stiftskirche in Gernrode, ein Damenstift.
Im Jahre 1138 soll Frose zerstört worden sein. Deshalb wurde um 1170 mit dem Bau der heute noch existierenden spätromanischen Stiftskirche begonnen.
Der heutige ab 1170 geschaffene Bau gliedert sich in das Hauptschiff mit zwei Seitenschiffen, den Chor im Osten, das Mittelhaus und den wuchtigen Turmbau mit seinen Doppeltürmen auf der Westseite. Deren Bekrönung stammt aus der Zeit um 1250. Die neuromanische Ausstattung ist einheitlich und stammt von 1892. An der Stiftskirche Frose hat in den Jahren 1516 und 1517 der charismatische Thomas Münzer als Propst gewirkt. Müntzer, ein Zeitgenosse Martin Luthers, führte die aufständischen Bauern in den mitteldeutschen Bauernkrieg, der 1525 auf dem Schlachtberg bei Bad Frankenhausen mit einer verheerenden Niederlage für die Bauern endete“ (aus: Romanikstraße, Geocach-Beschreibung des Kirchen-Bauwerkes mit den Koordinaten N 51°47’849 und E 011°22’391)

3. Kirche St. Johannis in Wernigerode

„Die evangelische Johanniskirche befindet sich am nordwestlichen Rand der historischen Neustadt und ist in ihrer romanischen Gesamtsubstanz die älteste erhaltene Kirche in Wernigerode. Sie wure im letzten Drittel des 13. Jh. gebaut. Zu den wertvollsten Ausstattungsstücken gehört wohl der aus dem Jahre 1415 stammende vierflügelige Schnitzaltar. (aus: „Das Mittelalter erleben-Die Straße der Romanik“, Übersichtskarte und-Beschreibung, Investitions- und Marketinggesellschaft Sachsen-Anhalt)

 

 

 

 

 

 

 

 

(v.k.)

Musik-geschrieben für die Ewigkeit

Musik für die Ewigkeit, zeitlos und unvergleichlich schön…

Musik ist die wohl wunderbarste Schöpfung des Menschen. Sie ist mehr als nur Träumen, Vergnügen, Hingabe oder Genuß. Denn: Sie gibt dem Menschen all das Gute zurück, was in ihm ist und was auf dieser Erde zurückbleiben wird.

Es ist unbestreitbar, dass jeder von uns schon Musik gehört hat, bevor er sprechen gelernt hat. Der Gedanke, dass am Anfang das Geräusch des Windes, das Plätschern der Wellen, das Singen der Vögel, das Rauschen des Grases und das Rascheln des fallenden Laubs war, ist faszinierend. Erst dann, wenn der Mensch den Klang der Natur vernommen hat, kann er Worte daraus formen. Oder Musik erschaffen… (YAKURO). 

Wenn dann ein Sänger wie der 1966 tödlich verunglückte Fritz Wunderlich seine unvergessene Stimme in den Dienst dieser Musik stellt, kann man nur noch lauschen und die Welt um sich her vergessen…

Wenn es Perlen der Musik mit ganz viel Gänsehaut gibt, dann gehören für mich die nachstehenden Aufnahmen unbedingt dazu: 

♦  S i n f o n i s c h e s

♦  Wolfgang Amadeus Mozart, KV339: „Laudate Dominum“/Bel Canto Choir Vilnius:

♦  Wolfgang Amadeus Mozart, KV618, „Ave Verum Corpus“/Concordia Choir:

♦  Wolfgang Amadeus Mozart: „Dona Nobis Pacem-Gib uns Frieden“/Bayerns Knabenchöre 1996:

♦  Franz Schubert: Adagio Es-Dur Op. posth. 148 D. 897 „Notturno“:

♦  Georg Friedrich Händel: Messias-Oratorium; „Er weidet seine Herde“/Regula Mühlemann:

♦  Cesar Franck: FWV71-„Panis angelicus“/Sissel and The Tabernacle Choir:

♦  E. Humperdinck: „Abendsegen“ aus der Oper Hänsel und Gretel/Elina Garanca & Anja Harteros:

♦  Pourcell y Mauriat, P. Vilarroig: „I WILL FOLLOW HIM“/Director: Félix Redondo:


♦  L i e d e r

♦  Franz Schubert: „Im Abendrot“/Fritz Wunderlich:

♦  Dmitri Stepanowitsch Bortnjanski: „Ich bete an die Macht der Liebe“/Jay Alexander:

Der Liedtext von „Ich bete an…“ des rheinischen Pietisten Gerhard Tersteegen (1697-1769) ist das Militärgebet des deutschen Heeres seit Friedrich dem Großen. Und noch heute offizielles Gebet der Deutschen Bundeswehr beim großen Zapfenstreich.

♦  Friedrich Silcher: „Ich hatt` einen Kameraden“/“The good comrade“/Unbekannte Aufnahme:

“Der gute Kamerad” oder nach seiner Anfangszeile “Ich hatt` einen Kameraden” ist ein traditionelles Klagelied der deutschen Armeen einschließlich der heutigen Bundeswehr und des österreichischen Bundesheeres. Im nachfolgenden Link wird näher auf seine Geschichte eingegangen.

♦  Franz Schubert: „Schlafe, schlafe, holder, süßer Knabe“/Fritz Wunderlich:

♦  Franz Schubert: „Des Baches Wiegenlied“ aus: Die schöne Müllerin/Wunderlich/Giesen:

♦  Ralph Vaughan Williams: „The First Noël“ (On This Winter’s Night)/Lady Antebellum:

The Seekers: „Colours of my Life“. HQ Stereo 1967/1968:

PS: Die Stimme von Judith Durham, der Leadsängerin der „Seekers“, ist 2022 für immer verstummt

(v.k.)

Harzreise 2020: Auch rund um den Brocken sterben die Wälder

28.6.- 03.7.2020

Start und Ziel für unseren einwöchigen Wanderurlaub ist Braunlage im Herzen das Harzes. Für uns eine Woche Entspannung und Durchatmen in einer Wanderregion par excellence: Denn: Mehr als 9.000km gut ausgeschilderte  Wanderwege durchziehen das bergige und oft schroffe Gelände im höchsten Mittelgebirge Norddeutschlands.

Wanderweg an der Kalten Bode zum Brocken, Blick zurück zum benachbarten Wurmberg (971m)

Direkt am Wege von Natur und Bergwelt mit ihren interessanten Landschaftsformen: Fast unendlich viele Ziele aus Geschichte und mittelalterlichem Bergbau, historischer Wasserwirtschaft, Städtebau, Handwerk und gelebter Tradition. In der Harz-Region wachsen seit 1990 die Länder Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen wieder erfolgreich zusammen. Die einstigen Kolonnenwege an der ehemaligen innerdeutschen Grenze zwischen Brocken und Wurmberg bis hin zur Bremke-Brücke vor Braunlage sind heut Wanderwege. Die vor 30 Jahren noch martialisch gerodeten Grenzstreifen sind mittlerweile durch die Natur wieder erfolgreich vereinnahmt worden.

Ehemaliger Patrouillenweg entlang der Bremke, dem einstigen Grenzfluß zwischen Ost und West

Im Zentrum des „Naturparks Harz“ wird seit 1990 das Gebiet um den Brocken als „Nationalpark Harz“ ausgewiesen. Der Nationalpark ist seit 2006 länderübergreifend installiert und umfaßt mit einer Fläche von 25.000 ha etwa ein Zehntel der Gesamtfläche des Harzes.

Blick über die Gebirgsrücken des mittleren Harzgebietes

„Genährt werden Mythen und Sagen von der Urwüchsigkeit und Magie der Natur. Dichte, dunkle Fichtenwälder, nebelumwobene Klippen und Gipfel- das ist die eine Seite des Harzes. Die andere: Lichtdurchflutetete Hochebenen, buntblühende Bergwiesen, leise plätschernde Bäche ud farbenfrohe Laubwälder. Das stark bewaldete und klippenreiche Gebiet des „Nationalpark Harz“ rund um „Vater Brocken“ ist ein einzigartiges Refugium und steht unter besonderem Schutz“ (aus: Brocken-Tips, Sonderausgabe, Juni 2020)

Der Harz ist voller Highlights und scheint noch heute voller Geheimnisse. Kein Geheimnis ist dagegen, daß die Nadelwälder im Naturpark schwer angeschlagen oder- wie im Zentrum des Nationalparks- in großen Flächen bereits tot sind. Hier gibt es gebietsabhängig fast keine grünen Bäume mehr: Das Totholz dort wird vom Forstbetrieb nicht geborgen, da ein „natürlicher Urwald“ ohne menschlichen Eingriff  entstehen soll. So der Anspruch.

Istzustand: Im Nationalpark um den „Vater Brocken“.

100- und 150-jährige Fichtenwälder wurden im Verlauf von zwei(!) extrem trockenen Jahren vernichtet! Hitzerekorde, Trockenheit, Krankheiten und Borkenkäferinvasionen waren die Totengräber. Eine traurige Bilanz, da Alternativen und diverse Konzepte zur  Wiederaufforstung der ehemaligen Monokulturflächen -auch mit Laubbaum-Setzlingen- mit großen Fragezeichen verbunden sind. Unsere Wälder stehen vor dem Kollaps, da Regenarmut und Dürre auch den Laubbäumen sichtbar zu schaffen macht. Die Beklemmung und Unsicherheit bei den Forstleuten ist nach unserem Eindruck mehr als spürbar, der seit Jahrzehnten vorangetriebene Waldumbau scheint an einem ktitischen Punkt angekommen. Dabei ist die von uns im Harz beobachtete Situation exemplarisch für das Erzgebirge, die Sächsische Schweiz und auch für die meisten Waldgebiete Deutschlands.

Gespenstisch: Toter Wald Im Naturpark Harz.

Weinen hilft nicht. Die Frage ist: Wie geht es weiter? Drücken wir uns die Daumen, daß die die Brockenbahn in fernerer Zukunft wieder durch grünen Wald zum Gipfel schnaufen wird…

(v.k.)

Königsorte an der Straße der Romanik (6)

13.06.2020

An der Strasse der Romanik: Unterwegs zu zwei Kaiserpfalzen in Sachsen-Anhalt: Die Pfalzen Allstedt und Memleben

1. Allstedt: Kaiserpfalz, Schloß und Reformationsstätte

Auf einem Bergrücken vor Allstedt thront die imposante Burg- und Schloßanlage

Unsere Zielorte Allstedt und Memleben liegen in der südlichen Vorharz-Region von Sachsen-Anhalt.

„Als Alstediburg erstmals im Hersfelder Zehntverzeichnis Ende des 9. Jahrhunderts erwähnt, ist Allstedt eine der wichtigsten Pfalzen der umherziehenden mittelalterlichen Könige. Fast alle deutschen Könige und Kaiser sind hier zu Gast. Reichsversammlungen, Reichstage und die Erwähnung im Sachsenspiegel des Eike von Repkow zeugen von der Bedeutung der Pfalz. Nach Ausbau der Anlage im Spätmittelalter zur Wehrburg erfolgt im 16. Jhd. durch Kurfürst Friedrich der Weise der Ausbau zum Renaisassance-Schloß. Bedeutung erlangt Allstedt weiterhin durch den Theologen und Reformator Thomas Müntzer, der hier als Pfarrer wirkt und am 13. Juli 1524 seine berühmte Fürstenpredigt hält“ (aus: Burg & Schloß Allstedt- Informationsbroschüre).

Im Inneren der Burganlage, daneben Zeittafel und der Allstedter Wigberti-Turm, in dem Müntzer gewohnt haben soll.

2. Kloster und Kaiserpfalz Memleben

„Von Otto dem Großen (912-973)  bis Heinrich II. (973-1024) kam eine ganze Herrscherdynastie in die ottonische Kaiserpfalz nach Memleben. Hier prägten die Mächtigen des Reiches die Geschichte von Kloster und Region. Kaiser Otto II. und seine byzantinische Gattin Theophanu gründeten hier ein berühmtes Benediktinerkloster. Der Ort ist seitdem Schauplatz erlebbarer Geschichte, das Herz Ottos des Großen (Otto I.) liegt in Memleben begraben. In unmittelbarer Nachbarschaft des gut erhaltenen Klosters liegen weitere imposante Reste zweier Klosteranlagen: Eine ottonische Monumentalkirche aus dem 10. Jhd. als auch die Ruine der frühgotischen Marienkirche aus der 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts. Höhepunkt hier ist die spätromanische Krypta des jüngeren Kirchenbaus im Originalzustand (!)“ (aus: Königsorte: Museum und Memorialort Memleben).

Ruinen der romanischen Kirchenanlagen

Im Inneren der spätromanischen Krypta

(v.k.)