Die Wegbegleiter sind ganz besondere Bilder, Texte, Gedichte und Gedanken. Oder auch- wenn man so will- ein Stück Wertesystem meines Lebens. Sie sind wie Meilensteine an Weggabelungen, die ein Gefühl der Sicherheit bei Krisen oder schwierigen Entscheidungen vermitteln. Und die an das Urvertrauen in unser Leben erinnern.
Wie in jedem Jahr bricht auch in Sachsen Ende April/Anfang Mai das “Gelbfieber” aus: Der Raps blüht! Geprägt wird die hügelige Erzgebirgslandschaft ab diesem Zeitpunkt durch das Summen unzähliger Bienen, durch einen intensiven Geruch und durch prächtige, gelbe Flächen fast bis zum Horizont…
Die vor zwölf Monaten an gleicher Stelle geäußerten Hoffnungen und Wünsche sind leider nicht in Erfüllung gegangen: Die lebensbedrohende Pandemie feiert im Jahre 2 nach Wuhan fröhliche Urständ und quer durch die Bevölkerung zieht ein unübersehbarer Graben. Das Vertrauen in die Führungseliten unseres Landes ist schwer angekratzt und Lethargie und Erschöpfung haben sich bei vielen von uns breitgemacht. Aber auch Ignoranz und Verantwortungslosigkeit bei Impfgegnern und CORONA-Leugnern. Zwischen Wollen und Können bei der Bekämpfung klafft eine tiefe Lücke, wie ich im April schon unter Kritischesangemerkt habe.
Deutschland tut sich schwer. Es hat mit seinen gesundheitspolitischen Pfunden- insbesondere seinen wirkungsvollen Impfstoffen- durch schlechte Kommunikation und politisches Versagen nicht gewuchert. Das Gegenteil scheint der Fall. Blickt man hinter die Versprechungen, Ankündigungen und Großmäuligkeiten, offenbaren sich im “High-Tech-Land” ungeahnte Baustellen: Defizite bei der Koordinierung, bei Beschaffung und Logistik und in der Kommunikation. Defizite bei der Digitalisierung und beim Datentransfer, insbesondere der Gesundheitsämter (“FAX-Zeitalter, Datenanalysen nach “Brieftauben-Niveau”). Die halbherzigen oder fehlenden Kontrollen der Corona-Schutzmaßnahmen, die Rangeleien zwischen Landesregierungen und Gerichten um den richtigen Weg sowie die offen ausgetragenen Dissenzen zwischen Immunologen, Medizinern und Politik haben zu tiefer Verunsicherung und Mißtrauen in der Bevölkerung geführt. Nicht zu vergessen der zehrende kakophone Mißklang innerhalb der 16 Bundesländer.
2021 ist Vergangenheit. Quo voadis? Der am ersten Weihnachtsfeiertag im Gebirge gefallene Schnee deckt diese Frage zu. Und eine Menge anderer Fragen gleich mit.
Aber: Obwohl es kein Bilderbuchjahr war- verabschiedet sich das alte Jahr mit diesem opulenten Sonnenuntergang:
Möge 2022 für die Welt ein besseres Jahr werden als sein Vorgänger…
Wie jede Blüte welkt und jede Jugend Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe, Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern. Es muß das Herz bei jedem Lebensrufe Bereit zum Abschied sein und Neubeginne, Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern In andre, neue Bindungen zu geben. Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.
Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten, An keinem wie an einer Heimat hängen, Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen, Er will uns Stuf’ um Stufe heben, weiten. Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen, Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise, Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.
Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde Uns neuen Räumen jung entgegen senden, Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden… Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!
Kurz bevor die Sonne aufgeht, ist die Nacht am dunkelsten…
(Selma Lagerlöf)
Das neue Jahr steht vor der Tür und wir wünschen und hoffen, daß es ein besseres Jahr als das vergangene wird. Die ersten Lastzüge mit COVID-19-Impfstoffen des Pharmakonzerns Pfizer aus dem Belgischen Puurs sind heut mit militärischem Geleitschutz auf dem Weg nach Deutschland und in andere EU-Länder. Es sind die langersehnten der von BIONTECH/PFIZER entwickelten und angekündigten Präparate, im kommenden Jahr sollen mehr als 1.3 Milliarden davon ausgeliefert werden. Damit können neun Monate nach Erklärung der Pandemie durch die WHO die Impfungen auch in Deutschland beginnen.
Ich weiß nicht, wieviel Versuche die Welt noch hat, sich aus der tödlichen Umklammerung der CORONA-Pandemie zu befreien. Heut zumindest hat ein entscheidender begonnen. Auch gegen den Widerstand von Besserwissern, CORONA-Leugnern, “Querdenkern” und ähnlichen Minderbemittelten.
Die Auslieferung des genbasierten Vakzins ist ein Zeichen der Hoffnung vor einem Weihnachten des Isoliertseins und der Einsamkeit. Wir verbinden mit dieser Hoffnung den Wunsch nach Gesundheit und endlich wieder einem Stück weit mehr an Wärme, Begegnung, Umarmung und Normalität für die nahe Zukunft.
Morgen ist Weihnachten, im Erzgebirge ist in diesem Jahr der erste Schnee gefallen…
….vom Christkind und der ganzen Welt mit Sehnsucht erwartet: Der Schnellzug mit wirksamen Impfstoffen gegen die COVID-Pandemie
Manchmal, wenn ein Vogel ruft Oder ein Wind geht in den Zweigen Oder ein Hund bellt im fernsten Gehöft, Dann muß ich lange lauschen und schweigen. Meine Seele flieht zurück, Bis wo vor tausend vergessenen Jahren Der Vogel und der wehende Wind Mir ähnlich und meine Brüder waren. Meine Seele wird ein Baum Und ein Tier und ein Wolkenweben. Verwandelt und fremd kehrt sie zurück Und fragt mich. Wie soll ich Antwort geben?
Kennst du das auch, daß manchesmal Inmitten einer lauten Lust, Bei einem Fest, in einem frohen Saal, Du plötzlich schweigen und hinweggehn mußt?
Dann legst du dich aufs Lager ohne Schlaf Wie Einer, den ein plötzlich Herzweh traf; Lust und Gelächter ist verstiebt wie Rauch, Du weinst, weinst ohne Halt – Kennst du das auch?
Musik für die Ewigkeit, zeitlos und unvergleichlich schön…
Musik ist die wohl wunderbarste Schöpfung des Menschen. Sie ist mehr als nur Träumen, Vergnügen, Hingabe oder Genuß. Denn: Sie gibt dem Menschen all das Gute zurück, was in ihm ist und was auf dieser Erde zurückbleiben wird.
Es ist unbestreitbar, dass jeder von uns schon Musik gehört hat, bevor er sprechen gelernt hat. Der Gedanke, dass am Anfang das Geräusch des Windes, das Plätschern der Wellen, das Singen der Vögel, das Rauschen des Grases und das Rascheln des fallenden Laubs war, ist faszinierend. Erst dann, wenn der Mensch den Klang der Natur vernommen hat, kann er Worte daraus formen. Oder Musik erschaffen… (YAKURO).
Wenn dann ein Sänger wie der 1966 tödlich verunglückte Fritz Wunderlich seine unvergessene Stimme in den Dienst dieser Musik stellt, kann man nur noch lauschen und die Welt um sich her vergessen…
Wenn es Perlen der Musik mit ganz viel Gänsehaut gibt, dann gehören für mich die nachstehenden Aufnahmen unbedingt dazu:
♦ S i n f o n i s c h e s
Wolfgang Amadeus Mozart, KV339: “Laudate Dominum”/Bel Canto Choir Vilnius:
Wolfgang Amadeus Mozart, KV618, “Ave Verum Corpus”/Concordia Choir:
Wolfgang Amadeus Mozart: “Dona Nobis Pacem-Gib uns Frieden”/Bayerns Knabenchöre 1996:
Franz Schubert: Adagio Es-Dur Op. posth. 148 D. 897 “Notturno”:
Georg Friedrich Händel: Messias-Oratorium; “Er weidet seine Herde”/Regula Mühlemann:
Cesar Franck: FWV71-“Panis angelicus”/Sissel and The Tabernacle Choir:
J. G. Rheinberger: “Abendlied”/Stuttgarter Kantaten-Ensemble:
E. Humperdinck: “Abendsegen” aus der Oper Hänsel und Gretel/Elina Garanca & Anja Harteros:
Pourcell y Mauriat, P. Vilarroig: “I WILL FOLLOW HIM”/Director: Félix Redondo:
♦ L i e d e r
Dmitri Stepanowitsch Bortnjanski: “Ich bete an die Macht der Liebe”/Jay Alexander & Orchester der Kulturen unter der Leitung von Adrian Werum:
Franz Schubert: “Im Abendrot”/Fritz Wunderlich:
Johann F. A. Fleischmann: “Schlafe, mein Prinzchen, schlaf ein”/Rudolf Schock 1968:
Franz Schubert: “Schlafe, schlafe, holder, süßer Knabe”/Fritz Wunderlich:
Franz Schubert: “Des Baches Wiegenlied” aus: Die schöne Müllerin/Wunderlich/Giesen
Ralph Vaughan Williams: “The First Noël” (On This Winter’s Night)/Lady Antebellum:
…er singt dir das Lied von der Liebe, er singt dir das Lied von mir
LIEBESLIED
Ich bin der Hirsch und du das Reh, Der Vogel du und ich der Baum, Die Sonne du und ich der Schnee, Du bist der Tag und ich der Traum.
Nachts aus meinem schlafenden Mund Fliegt ein Goldvogel zu dir, Hell ist seine Stimme, sein Flügel bunt, Der singt dir das Lied von der Liebe, Der singt dir das Lied von mir.
***
(aus: “Das Lied des Lebens, Die schönsten Gedichte von Hermann Hesse”, Suhrkamp-Verlag Frankfurt am Main, 1986)
Im “Liebeslied” von Hermann Hesse berühren sich in ganz wenigen Worten Poesie, Natur und Musik sowie eine Stimme, die unter die Haut geht…
Morgen muß ich fort von hier und muß Abschied nehmen. O du allerschönste Zier, Scheiden das bringt Grämen. Da ich dich so treu geliebt über alle Maßen, Soll ich dich verlassen, soll ich dich verlassen.
Wenn zwei gute Freunde sind, die einander kennen, Sonn und Mond bewegen sich, ehe sie sich trennen. Noch viel grösser ist der Schmerz, wenn ein treu verliebtes Herz in die Fremde ziehet, in die Fremde ziehet.
Küsset dir ein Lüftelein Wangen oder Hände, denke, daß es Seufzer sein, die ich zu dir sende; Tausend schick ich täglich aus, die da wehen um dein Haus, weil ich dein gedenke, weil ich dein gedenke.
***
“Morgen muss ich fort von hier” gehörte zum Stammrepertoire der Berliner Comedian Harmonists und war um 1930 sehr beliebt bei der deutschen Bevölkerung. Die Melodie stammt von Friedrich Silcher, der unzählige andere Lieder vertonte. In „Des Knaben Wunderhorn”, einer Sammlung von Volksliedtexten von Clemens Brentano und Achim von Arnim, findet sich der Text des Liedes, in dem zwei Liebende Abschied voneinander nehmen müssen” (aus: Deutschland-Lese von Tiffany Tabbert).
Es gibt unzählige Aufnahmen und historischen Musikvideos dieses innigen Volksliedes. Ich habe auf dieser Seite fünf Youtube-Videos von “Morgen muß ich fort von hier” mit Richard Tauber, dem Leipziger Thomanerchor, Hermann Prey und den Comedian Harmonists verlinkt. Welche ist wohl die schönste? Die oben vorgestellte Aufnahme stammt von dem Stuttgarter Sänger und Gesangslehrer Reiner D. Joniskeit.
Nachtrag: Der Musik-Mitschnitt mit den Comedian Harmonists ist übrigens die letze legale Musikaufnahme der Gruppe, die sie im Februar 1935 im Electrola-Studio Berlin machen durfte. Die Reichsmusikkammer Nazideutschlands verfügte im gleichen Monat ein Berufsverbot für die drei jüdischen Gruppenmitglieder Erich Collin, Roman Cycowski und Harry Frommermann. Diese emigrierten nach Österreich. Aus dem berühmten Sextett gingen zwei unabhängig agierende Gesangsgruppen (Meistersextett/Deutschland und Comedy Harmonists/Wien) hervor. Beide Gesangsgruppen lösten sich 1941 auf.