29.07.2017
Freiberg feiert 2017 sein Bergstadtfest
24./25.06.2017
Als Highlight des Jahres oder als Mittelsachsens größtes Volksfest ist es deklariert- das alljährliche Bergstadtfest Ende Juni. 2017 wird es- der Gefährdungslage Rechnung tragend- in ein neues Sicherheitskonzept eingebunden.
Die Einladung zum 32. Freiberger Bergstadtfest ist inzwischen an jeden ergangen. Angesagt sind Geselligkeit und Tanz sowie musikalische, kulinarische und andere Vergnügungen. Mit dem traditionellen Aufzug der historischen Bergparade wird dann ein Lied mit Sicherheit wieder angestimmt werden, das Steigerlied.
Mit oder ohne Hymne des Erzgebirges: Der Besucherrekord lag 2016 übrigens bei ca. 100.000 Besuchern…
Glück auf, freuen wir uns auf dieses Fest!
(v.k.)
VINETA liegt im Leipziger Seenland
23./24.06.2017
Wo sich im Oktober 1813 in Leipzigs Süd-Osten, in etwa auf der Linie Dölitz-Markkleeberg-Wachau-Liebertwolkwitz eine halbe Million Soldaten Napoleons und der Alliierten gegenüberstanden, ist das Gelände heute kaum verändert: Eine weite, wellige Ebene mit Feldern, Auenhainen und Dörfern, aus denen die Kirchtürme neugierig herauslugen.
Doch einige Kilometer weiter südlich dieses Völker-Schlachtfeldes gilt dies nur bis 1937: In diesem Jahr wird im Leipziger Südraum der Tagebau Espenhain aufgeschlossen, in dem 1940 auf mehreren Baufeldern mit der Rohkohleförderung begonnen wird. Bis zur Schließung 1993/1994 werden hier insgesamt 570 Mio t Braunkohle ausgebeutet. Der Hunger nach Kohle geht allerdings auf Kosten von Natur und Landschaft und kollidiert mit dem Recht nach sauberer Heimat: Vor dem Sanierungsbeginn ist das gesamte Gebiet zu einer gespenstischen Mondlandschaft mutiert: Ein gigantisches Niemandsland aus Bergen von Abraum und Schmutz, Wasser und Kraterschlünden. Tote Materie.
Die Umgestaltung/Renaturierung und Flutung einzelner Baufelder beginnt bereits vor der Wende. Zögerlich und dort, wo einst die Schaufelradbagger keinen Stein auf dem anderen ließen. Die Flutung des 730 ha großen Störmthaler Sees 2014 war ein Meilenstein bei der Umgestaltung dieses bisher von der Braunkohle dominierten Landschaft. Sein Geburtsprozess verlief kontinuierlich über zehn Jahre und war nach einem Wasserzufluß von ca. 160 Millionen Kubikmetern beendet.
Die inmitten des Sees künstlich angelegte Insel VINETA steht stellvertretend für alle Orte der Gemeinde Magdeborn, die dem Braunkohleabbau weichen mußten. Sie steht auch zur Erinnerung an die versunkenen Dörfer und Zwangsumsiedlungen im ehemaligen Tagebau Espenhain, wo nach 1951 insgesamt 14 Ortschaften abgebaggert und mehr als 8000 Menschen zwangsumgesiedelt wurden. VINETA ist Mahnmal und schwimmende Kirche, Kunstobjekt und Konzertbühne. Und mit 15m Traufhöhe das höchste schwimmende Bauwerk auf einem deutschen See.
Nach dem Vollaufen des Zwenkauer Sees ein Jahr später war letztendlich auch die größte aller Leipziger Badewannen (970 ha) gefüllt. Fazit: Von den 19 Seen im Süden Leipzigs sind damit die gewaltigsten Bergbaukrater der neu geplanten Nutzung übergeben worden. Aufwendig saniert, renaturiert und aufgeforstet. Einige davon bleiben ausschließlich dem Naturschutz vorbehalten, andere sind bereits jetzt durch schiffbare Kanäle mit Schleusen miteinander verbunden. Sowohl Kulkwitzer See (170 ha), Harthsee (65 ha), Cospudener See (436 ha), Markkleeberger See (252 ha) u.a. wurden bereits vor 2006 geflutet.
Verantwortlich für die Flutung der Seen ist die Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbauverwaltungsgesellschaft (LMBV). Das Bergbausanierungsunternehmen mit 900 Beschäftigten und weltweit nachgefragtem Know-How ist mit seinen umfangreichen Erfahrungen mittlerweile auf dem Weg zu einem gefragten Technologiekonzern in Ostdeutschland. Die Güteparameter der neuen Seen, deren Sauberkeit und Wasserqualität, werden in Regie der LMBV über ein ausgeklügeltes Gewässermonitoring überwacht und gegebenfalls aktiv beeinflußt.
Die Umgestaltung der vom aktiven Bergbau hinterlassenen Mondlandschaften hin zu einem lebenswerten Umfeld ist jedoch noch nicht abgeschlossen. Die technischen Herausforderungen liegen in erster Linie im Grundwasseranstieg und in der Versauerung der Gewässer trotz Einsatz von Kalk-Dosierstationen (Ursache: Oxidation des in den Abraummassen befindlichen Schwefeleisens/Eisensulfids). Ein Grund dafür, daß gegenwärtig -und sehr zum Ärger der Petri-Jünger- keine Fischansiedlung möglich ist. Noch nicht. Mit Abschluß der Sanierungen wird jedoch eine der größten zusammenhängenden Ressorts für Naturschutz und Erholung, touristische Nutzung und Liebhaber des Rad- und Wassersports entstanden sein.
1. Images:
-
de.wikipedia.org und commons.wikimedia.org
2. Quellen:
-
http://leipzigerneuseenland.leipzig.travel/de/Leipziger-Neuseenland_1039.html
-
„Störmthaler See“, Saison 2017, 01.April-22.Oktober
-
„Die Wanne ist voll“, Freie Presse vom 26.04.2014
(v.k.)
Den Wolken ein Stück näher….
Chemnitzer Museumsnacht 2017
Samstag, 20.05.2017
In der Tradition: Auch in diesem Jahr werden in der Chemnitzer Museumsnacht die Tore von städtischen, vereinseigenen und privaten Museen sowie Galerien und Einrichtungen für Besucher geöffnet. Von 18 Uhr bis 1 Uhr ist dabei in 29 Objekten für (fast) jeden Geschmack etwas dabei.
Wer die Wahl hat, hat die Qual. Übersicht gefällig? Dann bitte hier entlang zum Link: —> Museumsnacht_2017: Programm
In sieben Stunden ist natürlich nicht alles zu schaffen. Und wohl auch nicht im Sinne des Erfinders, denn wer will schon die Kunstsammlungen Chemnitz, die neue Sächsische Galerie, die Burg Rabenstein, das Sächsische Industriemuseum oder die TU Chemnitz im Schweinsgalopp „vereinnahmen“? Wir haben uns zwei Ausstellungen ausgesucht und den „Rest“ auf die nächsten Jahre vertagt:
1. Villa Esche/Henry van de Velde Museum
Die Villa Esche wurde 1902 von dem belgischen Künstler Henry van de Velde für den Chemnitzer Textilunternehmer Herbert Eugen Esche entworfen. Sie gilt als herausragende Architekturleistung der Jugendstil- und Gründerzeit und als Baudenkmal von europäischem Rang.
2. SMAC-Staatliches Museum für Archäologie Chemnitz
Das SMAC präsentiert sich seit März 2017 mit der Sonderausstellung „Schätze-der-Archäologie-Vietnams“ zur mehr als 30 000 Jahre währenden Kulturgeschichte des Landes. Sie ist die erste Ausstellung über Archäologie und Geschichte Vietnams in Deutschland. Ein Novum: Viele der historischen Objekte werden zum ersten Mal außerhalb Vietnams gezeigt.
(vk)
Zu den Buch-Lesetips: Bücher zum spanischen Bürgerkrieg
In den Lesetips zur Geschichte des spanischen Bürgerkriegs habe ich bereits zwei Romane vorgestellt: Victoria Hislops „Das Herz der Tänzerin“ und Ernest Hemingways „Wem die Stunde schlägt„.
Orwell`s „Mein Katalonien“ ist ein weiterer Roman aus dieser Epoche, der stark an den Fakten orientiert ist. Er analysiert im Detail die Auseinandersetzungen zwischen unterschiedlichen politischen Gruppierungen, Gewerkschaften und Parteien vor und während der Kriegshandlungen. Sachlich und ohne Pathos. Auch den zunehmenden Machtanspruch der kommunistischen Partei und ihrer Kommissare. Dieser hat nachweislich zu schweren Zerwürfnissen, militärischen Fehleinschätzungen, Repressionen sowie sinnlosen und verlustreichen Schlachten geführt. Das Buch bildet -wenn man so will- eine Klammer zu den schon vorgestellten Romanen und zu Andre Malraux`s „Hoffnung“ und Dos Passos`s „Adventures of a young man„. Auch die Bände Ruiz Zafons verweisen auf diese unsägliche Zeit in der spanischen Geschichte, hier allerdings mit zentralem Bezug zu Barcelona.
Die Tragik in allen Bänden, auch die vom Kämpfen und Sterben der internationalen Brigaden ist aufwühlend und erschütternd. Leider ist diese ARTE-Dokumentation aufgrund von Copyright-Querelen inzwischen vom Youtube-Server genommen worden.
Und: Mit dem Sieg von Francos Nationalisten bleibt das Drama dieses Bürgerkrieges trotz weltumspannender Solidarität ohne Sinn: Es war ein Putsch von Rechts, in dessen Folge die Republikaner die 1936 neu gewählte spanische Regierung verteidigten…
Lange Zeit schien es so, als sollten die Ereignisse dieser Epoche durch Vergessen und Stillschweigen dauerhaft ausgeblendet werden. Dies entspricht auch unserer Erfahrung bei verschiedenen Reisen in Andalusien und Katalonien: Auf Nachfragen z.B. zu Rolle und Schicksal von Garcia Lorca in Granada oder zur Festung Montjuic in Barcelona während der Franco-Zeit waren die Auskünfte stets wenig befriedigend.
Erst 2007, also rund siebzig Jahre nach dem Militärputsch, wurde durch den Premierminister Rodriguez Zapatero das „Gesetz zur historischen Erinnerung“ verabschiedet. Darin werden die Diktatur Francos verurteilt. Entsprechende Hinweise, Symbole und Ehrenmäler müssen beseitigt werden. Politische Prozesse und Urteile durch die Nationalisten sind damit unrechtmäßig und müssen mit der Rehabilitierung der ehemaligen Franco-Gegener einhergehen.
Was bleibt, ist die Bitterkeit über das Scheitern internationaler Solidarität für eine durch die Spanier gewählte Republik. Und die militärische Niederlage auch durch die unsägliche Rolle sowjetischer Stalinisten.
(vk)
Buch-Lesetip:
George Orwell: „MEIN KATALONIEN“, Diogenes Verlag AG Zürich; 1975
„Ende 1936 kam George Orwell als Zeitungsreporter nach Barcelona, um über den spanischen Bürgerkrieg zu berichten. Er schloß sich der Miliz P.O.U.M an, der Arbeiterpartei der marxistischen Einigung, und kämpfte den Winter über an der Front in Aragonien. Als er wenig später mitansehen mußte, wie die Kommunisten bei der Ausschaltung der ihnen nicht genehmen revolutionären Splittergruppen Methoden der faschistischen Geheimpolizei anwandten, konvertierte er zu einem der erbittertsten Feind des sowjetischen Totalitarismus.“
Quelle: Kindlers Literatur Lexikon
(v.k.)
Verstand oder Gefühl? Dieses Buch jedenfalls scheint das Herz anzusprechen…
Geschichten aus dem Bayerischen Wald (2)
Im Februar, 2017
Ein Besuch im Rosenberger Gut
Das Rosenberger Gut gehört zur bayerischen Gemeinde Lackenhäuser und liegt im Dreiländereck von Bayern, Österreich und Böhmen. Konkret am Fuße des bayerischen Plöckensteins/1363m und des benachbarten 1379m hohen Plechy, der höchsten Erhebung des östlichen Böhmerwaldes. Das Gut wurde 1818 von Matthias Rosenberger, einem Gastwirt und Händler erbaut. Zu seinen „Händeln“ im Grenzgebiet gehörte auch der Branntweinschmuggel incl. Verkauf von Schmuggelware.
Was das Gut so berühmt gemacht hat, ist der mehrmalige Aufenthalt des Böhmerwalddichters Adalbert Stifter in seinen Gemäuern. Auch die Freundschaft zwischen ihm und dem Sohn des Erbauers, Franz Xaver Rosenberger. Über einen Zeitraum von mehreren Jahrzehnten entstanden hier einige seiner schönsten Erzählungen, Zeichnungen und Romane. Zur Erinnerung an Aufenthalt und künstlerisches Schaffen Stifters wurde im „Ladenstöckl“ des Rosenberger Gutes ein modernes und in vieler Hinsicht bemerkenswertes Museum geschaffen.
Wenn heute ein Gast fragt, was er dieser Landschaft und Region unbedingt gesehen haben muß, dann wird meist geantwortet: Er muß auf dem Plöckenstein und dem Dreisesselberg gestanden sein, das Dreiländereck und auch das Stifter-Museum im Rosenberger Gut besichtigt haben.
Ich würde dies so ergänzen wollen: Er sollte auch einen Teil des Goldenen Steigs (=alter Handelweg zwischen Prachatice und Passau) gewandert sein. Und er sollte die Quelle der warmen Moldau, den Schwarzenberg-Schwemmlandkanal sowie das „Auge Gottes“, den Plöckensteiner See gesehen haben. Auch die Böhmerwaldkapelle und den Moldaublick bei Schöneben im österreichischen Mühlviertel sowie Moldaustausee und Horni Plana auf der tschechischen Seite. Und… und… und…
Doch fangen wir erst einmal mit der Rosenberger Gut an…
Ob und wie sich junge Menschen Adalbert Stifter im 21. Jahrhundert vorstellen können, versucht nachfolgendes Filmexperiment zu beantworten. Es beleuchtet skizzenhaft die Vita des Schriftstellers, des Malers, Pädagogen und Schulrates, des Landeskonservators für Oberösterreich und schließlich des Hofrates im Ruhestand. Und des genialen Beobachters der Natur, der von sich selbst sagt: „Das Wehen der Luft, das Rieseln des Wassers, das Wogen des Meeres, das Grünen der Erde, das Schimmern der Gestirne halte ich für groß; das prächtig einherziehende Gewitter, den Blitz, welcher Häuser spaltet, den Sturm, der die Brandung treibt, das Erdbeben, welches Länder verschüttet, halte ich nicht für grösser.“
Nachtrag: Der 2005 in Linz gedrehte Streifen ist ein Unterrichtsfilm im Auftrag des Bildungs- und Medienzentrums des Landes Oberösterreich
image: de. wikipedia.org
(v.k.)
Geschichten aus dem Bayerischen Wald (1)
Samstag, 18.02.2017
Ein Hauch von Alaska
Wenn sich die Elite der Schlittenhundelenker im Winter im Bayerischen Wald trifft, muß natürlich Schnee liegen. Möglichst so viel Schnee, so wie im Norden Kanadas oder Russlands, wo Hundegespanne alltägliches Transportmittel sind.
Diese Bedingungen plus eine Mütze gutes Wetter sind zum diesjährigen internationalen Schlittenhunderennen am 18. und 19.02. im bayerischen Haidmühle auf jeden Fall gegeben. In 800m Höhe und Im Dreiländereck von Bayern, Österreich und Böhmen gelegen, gilt das waldreiche Gebiet schon immer als relativ schneesicher. Musher aus ganz Europa mit ca. 100 Gespannen von Sibirian Huskies, Alaskan Malamutes, Samojeden oder Grönlandhunden sind hier zum sportlichen Wettkampf angetreten: In verschiedenen Kategorien und Klassen (Gespanngröße, offen/reinrassig) geht es auf die verschneiten und gut präparierten Trails im Waldgebiet rund um den 1160m hohen Haidel. Dabei sind in Sprint- oder Distanz-Wettbewerben Strecken zwischen 4km (Zweiergespanne) und 42km (Sechs bzw. zwölf Hunde) zurückzulegen. Wenn man so will, ein Wintermarathon, bei dem Mensch und Tiere ihre Kräfte messen können.
Bevor die Gespanne starten, ist In der ganzen Gegend das Kläffen und Jaulen der aufgeregten Hunde zu hören. Begierig kratzen ihre Pfoten über den Schnee, in den letzen Minuten vor dem Start sind die Tiere nur mit großer Anstrengung ihrer Musher im Geschirr zu halten. Erst mit dem „Go“ an der Startlinie zieht der aufgeregte Pulk los…
An beiden Tagen und während der Rennen sind zur Sicherheit übrigens einige der Loipen im Bereich Haidmühle gesperrt.
(v.k.)