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In den linkselbischen Tälern zwischen Dresden und Meißen

31.10.2022

Die linkselbischen Täler südöstlich von Meißen, die Lommatzscher Pflege und das Meißner Hochland prägen die Region zwischen Meißen und Riesa: Geologisch, kulturell, geschichtlich und natürlich über ihre Landschaft und Natur: So wurden die Bachläufe in den Tälern bereits vor 500 Jahren zum Betreiben von Wassermühlen genutzt. Alte Schlösser und Rittergüter sowie Relikte des Silberbergbaus sind hier zu finden. Malerisch mutet die hügelige Landschaft um Lommatzsch und im Tal der Großen Triebisch an.

Das Landschaftsschutzgebiet „Triebischtäler“ in der Umgebung von Meißen gehört zu den schönsten Wandegebieten dieser Region. Bei unserer Wanderung haben wir der Kulturlandschaft und den Sehenswürdigkeiten auf dem „Heynitzer Weg“ zwischen Rotschönberg, Kottewitz, Heynitz und Munzig unsere Aufwartung gemacht. Anbei einige Eindrücke vom Wegrand:

Das Triebischtal ist ab Autobahn A4/Abfahrt Nossen recht gut zu erreichen…

…wobei der Wanderweg nach Rotschönberg durch die herbstliche Farbenpracht geschmückt ist. Es scheint, als wartet diese Jahreszeit noch einmal mit dem vollen Spektrum ihrer gold-gelben Farben auf

Rotschönberg ist in erster Linie als alte Rittergutsiedlung…

…und in zweiter Linie durch den Freiberger Bergbau weltbekannt geworden. In zwei abschließenden Mundlöchern endet hier der Rotschönberger Stollen, der noch heute die Grubenwässer aus dem Freiberger/Brander Revier in die Triebisch führt

Das Renaissance-Schloß Heynitz, Herrensitz des Adelsgeschlechtes derer von Heynitz, ist aus einer Wasserburg hervorgegangen

Zwischen Kottewitz und Niedermunzig präsent: Liebevoll restaurierte alte Bauerhöfe, Mühlengebäude und Siedlungshäuser aus der Zeit des Altbergbaus auf Silbererze

Eindrücke aus der Naturlandschaft zwischen dem Heynitzbach und der Großen Triebisch

(v.k.)

Unterwegs im Erzgebirge (20)

Das Kloster Altzella: Erinnerungsort und romantischer Landschaftspark

Im Oktober, 2022

Die Anlage der ehemaligen Zisterzienserabtei Altzella bei Nossen ist zu jeder Gelegenheit eine Reise wert. Bei jedem Besuch werden wir immer und immer wieder von eben diesem Ort verzaubert. Gerade in dieser Jahreszeit…

Ich hatte die Klosteranlage und ihre frühe Historie in einem früheren Blogbeitrag schon einmal vorgestellt. Hier nun die Weiterführung und das Ende ihrer Erfolgsgeschichte: 1162 gegründet und in vier Jahrhunderten zu einem der wirtschaftlich stärksten und flächenmäßig größten Klöster Deutschlands gewachsen, wurde die Abtei im Zuge der Reformation 1540 aufgelöst. Der Klosterbetrieb im Freiberger Muldetal wurde aufgehoben und sein Besitz durch den sächsischen Herzog Heinrich den Frommen eingezogen. Mehrmals an unterschiedliche Eigentümer verpachtet, wurden schon wenig später Teile der Abtei zur Gewinnung von Baumaterial abgetragen. Ab 1554 und im Auftrag des Kurfürsten August (1526-1586) auch zum Umbau der Nossener Burg in ein repräsentatives Jagdschloss. Ende des 16. Jahrhunderts war bereits ein Großteil der festen Gebäude abgebrochen. Auf dem Gelände entsteht ein unter kurfürstlicher Verwaltung stehendes Kammergut (Landwirtschaftsbetrieb) zur Versorgung des Dresdener Hofes. Das mächtigste und reichste Kloster der Mark Meißen gibt es nicht mehr…

Fragmente und Ruinen: Fassade der ehemaligen Klosterkirche, Klosterscheune/Schüttboden, Westfassade des Sommerrefektoriums und Giebel am Mühlgraben

Aber: Um 1800 legte der Dresdener Hofgärtner Johann Gottfried Hübler im 15 ha großen Klosterbereich einen weitläufigen englischen Landschaftspark an und bezog Gebäudeteile, Ruinen und Mauern in das Gesamtkonzept mit ein. Von dem so entstandenen romantischen Gartenreich ließen sich Maler und Grafiker seit dem Ende des 18. Jahrhunderts inspirieren. Erhalten sind umfangreiche Zeichnungen und Gemälde des Landschaftsmalers Johann Christian Klengel (1751-1824) sowie der in Dreden lebenden Maler Caspar David Friedrich (1774-1840) und Carl Gustav Carus (1789-1869). Bis heute erinnern ihre Darstellungen und die Idylle dieses liebevoll gepflegten Landschaftsparks an das Erbe der Zisterzienser.

Altzella und Capar David Friedrich: „Ruinen in der Abenddämmerung“

„Das frühere Klostergelände ist mit seinen Ruinen und Mauern, den alten Bäumen und Parkanlagen scheinbar von der hektischen Betriebsamkeit des 21. Jahrhunderts entrückt. Die idyllische Abgeschiedenheit des Ortes erinnert nur wenig an den lebhaften Alltag im vormals bedeutendsten und reichsten Kloster Sachsens. Fernab der Welt, in einem Tal und an einem Wasserlauf sollten die Zisterzienserklöster nach dem Ideal der Ordensgründer entstehen. Wer heute dieses Gelände besucht, findet die Spuren einer wechselvollen 800-jährigen Geschichte: Das romanische Klostertor, das in der Zeit versunken scheint, das ehemalige Konversenhaus mit seinem beeindruckenden Bibliothekssaal, das klassische Mausoleum der Markgrafen von Meißen und grandios inszenierte  Vergänglichkeit im romantischen Landschaftspark“

(Text aus: Mathias Donath, Andre Thieme: „Kloster Altzella“, Edition Leipzig, 2011).

Romanisches Klostertor sowie Fragmente der Klosterkirche und des Westgiebels des Sommerrefektoriums

Die Altzeller Klosterkirche und die sie umgebenden Klausurgebäude gehören zu den bedeutendsten Bauwerken des 12./13. Jahrhunderts. Die Kirche wurde 1198 geweiht. Mit einer Länge von 67m soll sie der größte mittelalterliche Backsteinbau nördlich der Alpen gewesen sein. Das aus gebranntem Backstein bestehende Baumaterial brachte in seiner roten Steinfarbe den Herrschaftsanspruch seines Stifters, des Markgrafen Otto der Reiche, zum Ausdruck.

Im Eingangsbereich der im Jahr 1339 durch den Markgrafen von Meißen errichteten Andreaskapelle

Landschaftsausblick nach Osten

Abtei und Reste der Abtskapelle

Der Klostergarten mit gemauertem Kellergewölbe und einer Betsäule aus dem 14. Jahrhundert

Von der Sonne geflutet: Die westliche Klostermauer in der Nähe der Wirtschaftsgebäude

Weitere Mauersichten: Die ca. 1.3km lange und 5m hohe Bruchsteinmauer, die das Klosterareal umschließt

Vor dem durch Kurfürst August III. im Jahr 1787 errichteten Mausoleum

Am/im Konversenhaus: Außenansicht, Unterer Speisesaal (Refektorium) und gotisches Vorhangbogenfenster im Bibliotheksaal des Obergeschosses

Alte Wasserzisterne im Kräutergarten

Die der Klosteranlage vorgelagerte „Schreiberei“, Verwaltungsgebäude des kurfürstlichen Kammergutes aus dem 16. Jahrhundert

Quellen:

  • „Himmlisch gut und felsenfest“-Klosterpark Altzella und Schloß Nossen“, Flyer zum Schlösserland Sachen
  • „Kloster Altzella-einst bedeutendste Zisterzienserabtei in Sachsen“; Begleitheft zur ständigen Ausstellung; Publikation des staatlichen Schlossbetriebes Kloster Altzella/Schloß Nossen
  • „Kloster Altzella- B wie Bibliothek“; Informationsheft der Staatlichen Schlösser, Burgen und Gärten Sachsens, 2003
  • „Ein Rundgang durch den Klosterpark Altzella“, Flyer zum Schlösserland Sachsen
  • „Kloster Altzella: Seemann Henschel GmbH & Co. KG, Edition Leipzig, 2011
  • „Schloß Nossen“; Seemann Henschel GmbH & Co.KG, Edition Leipzig, 2011

Im Internet:

(v.k.)

In den Landschaftsgärten von Fürst Pückler

25.05.-28.05.2022

Unsere diesjährige Fahrradtour führt uns nach fast vier Jahren (siehe unsere Tour 2018 in das Oberlausitzer Seengebiet) wieder in das Gebiet der Lausitz. Diesmal sind wir jedoch im Sächsisch-Brandenburgischen“ Grenzgebiet“ zwischen der Ober- und Niederlausitz unterwegs. Zur Entspannung und auch, um das gärtnerische Vermächtnis eines der spektakulärsten und schillerndsten Persönlichkeiten des 19. Jahrhunderts zu besichtigen. Auf gut ausgebauten und bekannten Radwegen sind wir von Cottbus aus über Forst, Bad Muskau und Spremberg unterwegs zu den Anwesen und Landschaftsgärten dieses Mannes. Wichtigste Ziele dabei: Die beeindruckenden Schloß- und Natur-Areale von Park und Schloß Branitz und Bad Muskau. Langjährige Aufenthalte des Lebemanns, Phantasten, Frauenhelden und romantischen Träumers Graf Heinrich von Pückler, des „Tollen Pückler“…  

Unterwegs zwischen Muskauer Faltenbogen und der Neiße

Kein „Kilometerfressen“, dafür aber auf drei Tage verteiltes gemütliches Radeln…

Im Ostdeutschen Rosengarten Forst (Lausitz)

In der Parkanlage des Rosengartens an der Neiße, die seit 1913 zu besichtigen ist

„Ein Stück Zaubergarten der Natur“…

…lobte das Forster Tageblatt die Rosen- und Gartenausstellung anläßlich ihrer Eröffnung im Jahre 1913

Im Muskauer Park  

„Bad Muskau wurde wesentlich durch das Wirken ihres wohl bekanntesten Sohnes, des Fürsten Pückler, geprägt. Hermann Ludwig Heinrich von Pückler- Muskau schuf den einzigartigen, weltweit bekannten Landschaftspark in der Zeit von 1815-1845. Der Park im englischen Stil begeistert durch beeindruckende Diagonal- und Fernsichten, große Parkwiesen, alte und seltene Baumbestände und belebende Wasserläufe. Er umfaßt 830 Hektar und ist beiderseits der Neiße angelegt, wobei der größere Teil in Polen liegt. Seit 2003 sind beide Parkteile durch eine Doppelbrücke wieder miteinanander verbunden. Ein Jahr darauf wurde Muskauer Park durch die UNESCO zum Welterbe erklärt“ (1).

Neues Schloß im Muskauer Park

Muskauer Parkimpressionen-1

Muskauer Parkimpressionen-2

Muskauer Parkimpressionen-3

Muskauer Parkimpressionen-4

Im Rhododendronpark Kromlau

Friedrich Hermann Rötschke ließ ab 1860 in fast 10-jähriger Bauzeit über den 35 breiten Rakotz (Rakotz=sorbisch für Krebs) einen halbkreisförmigen Brückenbogen aus Basalt- und Feldsteinen errichten. Dieser spiegelt sich im Wasser zu einem vollständigen Kreis. Der Basalt wurde aus Steinbrüchen der Sächsischen Schweiz und Böhmen herangeschafft:

In Vollendung: Die Rakotzbrücke im gleichnamigen Rhododendronpark

Der Branitzer Park in Cottbus

„Mit dem Branitzer Park schafft Pückler eine äußerst reizvolle und abwechslungsreiche Landschaft mit Hügeln, Seen, Baumgruppen und Solitärs. Sein langjähriger Freund und Berater Karl August Varnhagen von Ense sagt über Branitz: Die Schöpferkraft, der Geist und der Geschmack des Fürsten (Pückler) zeigten sich in allem, in Großem und in Kleinem. Aus einer Sandwüste ist unter seinen Händen ein Paradies geworden… Er hat hier mehr getan, als in Muskau, wo er eine Landschaft vorfand. Hier mußte er sie erst erschaffen“. Bereits zu Lebzeiten des Fürsten Pückler ist der Branitzer Park öffentlich zugänglich und eine beliebtes Ausflugsziel; ein Ort der Ruhe, Entspannung und Erholung“. (2)

Branitzer Blumenrabatte mit der Stele von Pücklers Ehefrau, Lucie von Pappenheim

Schloß Branitz im Wasserspiegel

Parksichten-1

Parksichten-2

Fürst Pückler, Bibliothek und Pyramide im Park

Literatur:

(1):  Von Wallenstein zu Pückler“, Bad Muskau Touristik GmbH
(2): „Fürst Pücklers Welt-Lebenskunst und Landschaftskunst“, Stiftung Fürst-Pückler-Museum
Karten-Image:  © OpenStreetMap-Mitwirkende

(v.k.)

Unterwegs in Nordsachsen: Schloß Hubertusburg

29.- 30.06.2019

Perfekt inszeniert und politisch clever: Die Traumhochzeit des Jahrhunderts

„Wenn heute Töchter oder Söhne europäischer Königshäuser vor den Altar treten, wird der Pomp groß inszeniert. Die Zeitungen und Illustrierten sind voll davon, die Einschaltquoten bei den Fernseh-Übertragungen hoch. Die digitale Welt platzt vor Bilderlust. Immer noch genießt das Publikum staunend den Glanz und die schönen Traumkulissen.

HubertusburgWas vor genau 300 Jahren in Sachsen stattfand, läßt allerdings heutige Vermählungen aussehen wie ein Erntedankfest: Als 1719 die Hochzeitsparty des 23-jährigen sächsischen Kurprinzen Friedrich August (Sohn August des Starken) mit der 20-jährigen österreichischen Erzherzogin Maria Josepha in Dresden stattfand, geriet die Elbestadt in einen wochenlangen Ausnahmezustand. Die Idee August des Starken: Eine Verbindung zwischen Sachsen und Österreich als starkes Duo im europäischen Gefüge“  (aus: „Die Traumhochzeit des Jahrhunderts“, Magazin des Freistaates Sachsen, 2019)

Der Ort, an dem dieser Ausnahmezustand in gleichem Maße zelibriert wurde, war neben der Landeshauptstadt Dresden das spätere Lieblingsschloß des sächsischen Herrscherpaares in Wermsdorf: Schloß Hubertusburg. Baubeginn für die damalige Jagdresidenz und das heute größte sächsische Rokokoschloß war 1721, Fertigstellung nach Umbauten und baulichen Erweiterungen 1752. Hubertusburg wurde damit regelmäßig im Herbst zur zweiten Residenz, in der sächsische bzw. europäische Geschichte weitergeschrieben wurde.

Hubertusburg

Hauptgebäude mit Schloßkapelle (Restaurierung im Jahre 2007)

In einer multimedialen Sonderausstellung holt die moderne Technik das Traumpaar dieser Zeit nun wieder auf ihr Lieblingsschloß in Nordsachsen zurück. Modern und spannend, lehrreich und ohne erhobenen Zeigefinger: Eine modern inszenierte große Historienschau mit Leihgaben der Sächsischen Schlösserverwaltung, des Grünen Gewölbes und in einer audiovisuellen 360-Grad-Videoinstallation! Dies allerdings in den kahlen und schmucklosen Räumen von erstmals zugängigen Schloßbereichen.

Hubertusburg

Exponate aus Sachsens Gloria

Die Crux: Die Zeit der rauschenden Feste, Bälle, Empfänge und Jagdvergnügen auf Schloß Hubertusburg war endlich und mehr als kurz. Nach Ausbruch des Siebenjährigen Krieges 1756 endete das höfische Leben hier abrupt. 1756 war des Herrscherpaar letztmalig hier. Sachsen wurde Kriegsschauplatz und August III., mittlerweile Kurfürst von Dresden und König von Polen, floh vor der Bedrohung durch den Preußenkönig nach Warschau. Doch damit nicht genug: 1761 und damit wenige Jahre nach seiner endgültigen Fertigstellung wurde das Schloß restlos geplündert. Die Demontage: Eine Vergeltung für das- auch durch sächsische Ulanenregimenter- beschädigte Schloß Charlottenburg bei Berlin.HubertusburgNur weniges blieb erhalten. Davon die katholische Schloßkapelle mit ihren originalen Gemälden und Plastiken, die von den Preußen nicht angetastet wurde. Alles andere, Möbelstücke, Porzellan, Kunstwerke, Leuchter, Gobelins, Parkett, Tapeten, Beschläge, die Turmuhr, Glocken, Kupferdächer und die Schloßbibliothek wurde durch den Kriegsgegner fortgeschleppt.

Hubertusburg1763 wurde durch Preußen, Österreich und Sachsen der „Frieden von Hubertusburg“ unterzeichnet, der den Siebenjährigen Krieg beendete. Die ab 1763 begonnene Wiederinstandsetzung blieb allerdings Stückwerk: Hubertusburg wurde über mehrere Jahrhunderte fremdgenutzt. Diese führte zu teilweise erheblichen baulichen Veränderungen, insbesondere im Inneren  des Schlosses. So zieren z.B. den großen Saal des Nordflügels noch braunorange Tapetenmuster aus den 1970er Jahren. Heizungsrohre, abgehängte Decken, geflieste Behandlungszimmer oder handgemalte „Raucherzimmer“-Schilder sind Relikte des Klinikkomplexes aus DDR-Zeiten.

Anbei Auszüge aus der Chronik des Verfalls (nach Ausstellungsunterlagen):

  • 1861: Ruine. Hubertusburg wird nach den preußischen Plünderungen zur unbewohnbaren Ruine.
  • 1813: Lazarett. Das Grauen der Völkerschlacht bei Leipzig zieht ein. Um Verwundete zu pflegen, räumt man das Schloß im Frühjahr 1813 frei. Bald liegen hier tausende sächsische und französische Soldaten. Etwa zehntausend Verwundete sterben, die Zustände sind erbärmlich.
  • 1837: Gefängnis, Hospital, Krankenhaus. In Hubertusburg ist Platz. Ein Landesgefängnis, ein Arbeitshaus für weibliche „Kriminelle“, ein Hospital für bedürftige Alte und ein Krankenhaus ziehen in das Gelände ein, dazu Anstalten für geisteskranke Frauen und Kinder. Gefängnis und Arbeitshaus schließen bis 1874. Es bleiben die Kranken, vor allem in der wachsenden Psychiatrie. Diese nennt sich seit 1880 Heil- und Pflegeanstalt.
  • 1914-1918: Hunger und Tod. Der Erste Weltkrieg tobt, in Deutschland werden die Lebensmittel knapp. Bei den „Geisteskranken“ spart man zuerst. Die Folgen sind schrecklich: Über 1.500 der 2.000 Hubertusburger Patienten sterben an Hunger und Mangel.
  • Um 1940: Auflösung der Heil- und Pflegeanstalt. Das Deutsche Reich nimmt Schloß Hubertusburg in Beschlag. Die Patienten der Psychiatrie verlagert man in andere Anstalten. Vorläufig, denn fast alle werden wenig später im Euthanasieprogramm der Nazis ermordet.
  • 1941: Luftwaffenschule. Während des Zweiten Weltkrieges richtet die Luftwaffe im Schloß eine Schule für Unteroffiziere ein. Zum Kriegsende werden Teile des Schlosses Lazarett.
  • 1945: Kommandantur. Erst die Amerikaner und dann die Sowjettruppen machen Hubertusburg zur Kommandantur. Die Schloßkapelle wird zum russischen Offizierskasino.
  • 1945: Krankenhaus. Verschiedene Kliniken werden in Schloß und Schloßanlage angesiedelt- einer der größten Krankenhausbetriebe der Region Leipzig entsteht. Das Krankenhaus zieht nach 1990 aus dem Hauptschloß aus und ist hier doch bis heute gegenwärtig.
Hubertusburg

Teil des heutigen Zustandes im Nordflügel

  • 1999: Die Sanierung beginnt. Am Dach des Hauptschlosses beginnt 1999 die Sanierung der Gesamtanlage. Bis 2019 investiert der Freistaat Sachsen weit über 90 Millionen € in die historisch bedeutsame Schloßanlage.
  • 2000: Suche nach dem Bernsteinzimmer. Befindet sich das verschollene Bernsteinzimmer in Schloß Hubertusburg? Im Jahr 2000 bohrt man nach verborgenen Kellern- vorerst vergeblich, aber weitere Untersuchungen stehen noch aus.

Nach erheblichen Investitionen in der Neuzeit durch den Freistaat Sachsen erstrahlt das Äußere des Schlosses wieder in seiner alten Schönheit und Pracht (s.o.). Im Inneren des „Sächsischen Versailles“ schlummert anno 2019 allerdings eine zukünftige Riesenbaustelle. Dabei ist der Startschuß ist gefallen. Mit dem Sanierungsbeginn von einzelnen Sälen und Zimmern ist- neben zeitbegrenzten Events, Konzerten und Ausstellungen- ein Nutzungskonzept von zentraler Bedeutung. Für eine dauerhafte Belebung der Riesenanlage mit ihren 12.000 leerstehenden Quadratmetern existieren dazu bereits Zukunftspläne im Finanzministerium des Freistaates, die es umzusetzen gilt…

Hubertusburg

Teil der Schloßanlage im Panorama

(v.k.)

Unterwegs im Erzgebirge (7)

Landesgartenschau Frankenberg/Sa.

Samstag, 01. Juni 2019

N a t ü r l i c h  m i t t e n d r i n !

LandesgartenschauUnter diesem Motto ist die 8. Sächsische Landesgartenschau vom 20.April bis 06. Oktober 2019 in Frankenberg beheimatet. Nach den vorjährigen Ausstellungen 2017 und 2018 in Löbau bzw. dem vogtländischen Oelsnitz wurden große Areale einstigen Industriegeländes speziell für diese Gartenschau umgestaltet. Eingerichtet zwischen der Zschopau-Aue und der romantischen Bachlandschaft des Mühlbachtals ist ein ca. 11ha größes neues Freigelände entstanden, das Interessenten, Gärtner und Blumenliebhaber auf das herzlichste einlädt. Mittendrin: Die Blumenhalle mit Wechselausstellungen zur Pflanzen- und Gartenwelt, ein Baumschulen-, Rhododendron-, Stein- und Orchideengarten, das MDR Sachsen-Cafe, Themenpavillons u.v.a.m. Etwas schade, daß nach dem Ade der Frühlingsblüher Anfang Juni die Rosen, Dahlien und Azaleen noch nicht so weit sind…

Landesgartenschau

(v.k.)

Unterwegs im Erzgebirge (4)

Zu Gast im Kloster Buch

08.09.2018

Kloster Buch

„Um 1190 stifteten die Burggrafen von Leisnig das Zisterzienser-Kloster Buch. In den folgenden Jahrhunderten wurde das in einer Flußschleife der Freiberger Mulde gelegene Kloster zu einem der größten Grundbesitzer zwischen Erzgebirge und Elbe. Durch Schenkungen und Erwerbungen besaß es über 60 Dörfer oder Dorfanteile sowie die Stadt Belgern.

Im Zuge der Reformation wurde das Kloster Buch aufgelöst und in ein Rittergut umgewandelt. Als Adelsbesitz erhielt es später die Fürstenschule St. Augustin in Grimma, die den Landwirtschaftsbetrieb verpachtete. 1836 wurde das Rittergut als Kammergut in Staatsbesitz überführt. Ab 1946 „Parteigut“ der SED, wurde es 1955 zu einem Volkseigenen Gut (VG). Mit dem Ende der DDR ergab sich die Chance für einen Neubeginn. 2000 erwarb der Förderverein das Gelände vom Freistaat Sachsen.“ (aus: Klosterunterlagen, Kloster Buch)

Die Benediktsregel 1.2 („Die Mönche in einer klösterlichen Gemeinschaft leben und dienen unter Regel und Abt„) trifft zwar für das Kloster Buch heut nicht mehr zu. Aber: Die Klosteranlage in der breiten Muldenaue und die einzigartigen Fachwerkhäuser des Klosterdorfes sind heut und auf jeden Fall ein absoluter Geheimtip:

Kloster Buch

Treten Sie ein! Dem Besucher stehen heut alle Tore weit offen…

Kloster Buch

Kloster Buch

(v.k.)

Der Eisenhammer Dorfchemnitz

Im August, 2018

„Rasch war das Feuer angefacht; der Blasebalg faucht, die Funken sprüh`n. Rasch ist das Werkzeug hergeholt und schon die neuen Eisen glüh`n“.  (Quelle: Metallbau Siegers)

Hammer

Achtung: Die beiden Schwanzhämmer haben auch heute noch nichts von ihrer Schmiedekraft eingebüßt…

Für uns Freiberger sollte der Besuch des Eisenhammers bei Sayda zu den einfachen Heimspielen gehören. Doch zu unserer Schande müssen wir gestehen, den Weg dorthin noch nie gesucht zu haben… Zu Unrecht, denn das 500-jährige technisches Denkmal der ehemaligen Hammerschiede am Chemnitzbach ist unbedingt eine Reise wert. Mit den beiden neuen Wasserrädern, der intakten Hammeranlage und dem fauchenden Schmiedefeuer ein weiteres Stück sächsischer Technikgeschichte!

Dorfchemnitz(v.k.)

image: eisenhammer-chemnitz.de