Das Kloster Altzella: Zur seiner Geschichte
10. August, 2018
Das Konversenhaus: Gebäudekomplex zur Unterbringung der Laienbrüder (Konversen)
Altzella war im Mittelalter das bedeutendste Kloster im mitteldeutschen Raum. Es liegt im Tal der Freiberger Mulde bei Nossen und erstreckt sich über eine ummauerte Fläche von ca. 15 ha.
51°3` 37“ N und 13°16` 35,6“ O sind die Koordinaten von “Celle Sancte Marie” oder “Altcelle”, dem damaligen Zisterzienzerkloster Altzella
Die Klostergeschichte ist- wie kann es anders sein- eng mit dem aufkommenden Silberbergbau im Erzgebirge verbunden. Im Jahre 1162 durch den Markgrafen Otto der Reiche gestiftet, diente die Zisterzienserabtei als Hauskloster der wettinischen Markgrafen von Meißen, die hier auch ihre Grablege hatten. Das Gelände für den Bau der Klosteranlage erwarb der Zisterzienser-Orden im Tausch für ein Gebiet in Freiberg, in dem im Jahre 1168 Silber gefunden wurde. Mit der Weihe der Klosterkirche, die zu den frühesten Backsteinbauten nördlich der Alpen gehört, zogen 1175 die ersten Mönche in die “Cella sanctae Mariae” ein.
Aus dem Orden der Benediktiner hervorgegangen, galt für die Zisterzienser deren Regelwerk im wesentlichen weiter. So auch die bekannte Mönchsregel “Ora et labora” (“bete und arbeite”), mit der beide Orden als Orte der Frömmigkeit, der Arbeit und des Handwerks bekannt geworden sind.
Im weiteren Verlaufe seiner Entwicklung erwarb das Kloster durch Schenkung und Kauf Besitzungen in mehr als 200 Orten der Mark Meißen sowie von Thüringen und Böhmen. Bereits im frühen 13. Jahrhundert lebten mehr als 200 (Chor-)Mönche und Konversen (Laienbrüder) in Altzella. Die Bedeutung der Mönche als Funktionsträger von Gelehrsamkeit und Bildung und als Förderer des Wissens dürfte allenthalben bekannt sein. Auch die der Laien, deren wesentliche eigenwirtschaftliche Tätigkeiten in der Ackerwirtschaft, der Fischerei, dem Weinanbau und im Handwerk angesiedelt waren. In diesem Zusammenhang interessant: Gegen den anfänglich durch die Mönche selbst betriebenen Bergbau ging Markgraf Heinrich der Erlauchte (1218-1288) allerdings gerichtlich vor, da er das markgräfliche Silberregal (landesherrliches Hohheitsrecht über die Bodenschätze) eklatant verletzt sah… Im Jahre 1268 wurde das Tochterkloster Neuzelle in der Niederlausitz gegründet. 1436 erwarb das Kloster die Burg und Herrschaft der benachbarten Stadt Nossen, die Burg wurde durch den Abt seitdem als weltliche Residenz genutzt.
Reste des Schüttgebäudes, in dem die Getreiderente des Klosters gelagert wurde
Nach fast vierhundert Jahren Erfolgsgeschichte wurde 1540 die Abtei Altzella im Zuge der Reformation aufgelöst, bis heute erinnern jedoch eindrucksvolle Bauwerke und Ruinen an das Erbe der Zisterzienser.
Ruine des Sommer-Refektoriums (Speisesaal der Mönche)
Noch ein Satz zur Vergänglichkeit: Das Kloster Altzella ist seit dem frühen Mittelalter Erbbegräbnisstätte der Wettiner. Die Dynastie dieses Fürstengeschlechts hat ihren Namen von der Burg Wettin am Ufer der Saale übernommen. Es soll gemäß der “Altceller Annalen” vom Sachsenkönig Widukind abstammen und herrscht über 800 Jahre lang im mitteldeutschen Raum. Als gesichert gilt Konrad der Große als Stammvater der Wettiner.
Ab dem frühen 12. Jahrhundert stellen die Wettiner die Markgrafen, Fürsten, Kurfürsten, Herzöge und Könige von Sachsen und Polen. Ein Teil von ihnen- auch die Stifter des Klosters- sind im Mausoleum von Altzella begraben. Laut Chronik insgesamt 26 Mitglieder des Hauses Wettin aus der Zeit von 1190 bis 1381, davon 6 Markgrafen von Meißen und deren Familienangehörige. Ihre Gebeine ruhen in Sandsteinsärgen in einem Gewölbe unterhalb des Grabdenkmals des klassizistische Mausoleums. Wettiner der nachfolgenden Generationen (1428-1500) sind im Dom zu Meißen bestattet. Im Hohen Chor des Freiberger Doms befindet sich die Grablege der Wettiner Landesfürsten (lutherisch) aus der Nachfolgezeit (1541-1694). Chronologisch schließt sich die Grablege in der Hofkirche Dresden (1733-1932) an. Neben den sächsischen Grablegen existieren Begräbnisstätten der Wettiner auch in anderen deutschen Ländern und im Ausland.
PS: Die Markgrafschaft Meißen war zur damaligen Zeit die am weitesten östliche Provinz/Mark des deutschen Reiches.
Die restaurierte Erbbegräbnisstelle (Mausoleum) im Klosterpark
Quellen:
- “Himmlisch gut und felsenfest”-Klosterpark Altzella und Schloß Nossen”, Flyer zum Schlösserland Sachen
- “Kloster Altzella-einst bedeutendste Zisterzienserabtei in Sachsen”; Begleitheft zur ständigen Ausstellung; Publikation des staatlichen Schlossbetriebes Kloster Altzella/Schloß Nossen
- “Kloster Altzella- B wie Bibliothek”; Informationsheft der Staatlichen Schlösser, Burgen und Gärten Sachsens, 2003
- “Kloster Altzella: Seemann Henschel GmbH & Co. KG, Edition Leipzig, 2011
- “Schloß Nossen”; Seemann Henschel GmbH & Co.KG, Edition Leipzig, 2011
(v.k.)
mausoleum-images: de.wikipedia.org