Große Kunst in Leipzigs Zentrum

Sonntag, 11.Dezember 2016

Fast ist er nicht mehr zu finden, der 36m hohe gläserne Kubus des Museums der bildenden Künste Leipzig: Wie in einem Vierseitenhof eingebaut ist er seit kurzem zwischen Brühl und Marktplatz der Messestadt. Sein Standort: Katharinenstrasse 10. Als Koloß an „Masse und umbautem Raum mit dem Hang zum Gigantischen“ würde ich es bezeichnen, was aber absolut nichts über die wirklichen Schätze in seinem Inneren aussagt!

Gallerien

Denn die sind zweifelsfrei hochkarätig hoch drei. Über drei Etagen verteilt erwarten uns Kunstgegenstände, Plastiken und Gemälde aus unterschiedlichen Epochen und Stilrichtungen: Vom frühen 15. Jhd. bis in die Gegenwart des alten und neuen Europa hinein. Die gesammelten Exponate kommen aus ehemaligen und modernen Künstlerateliers in Holland/Flandern, Italien, Frankreich und Deutschland. Sie erwarten die interessierten Besucher sowohl in den oberen Ausstellungsräumen als auch im Untergeschosses (Wechselausstellungen).

Das Museum ist sowohl Heimstadt der Kunstsammlungen des ehemaligen städtischen Bildermuseums am Augustusplatz (1943 durch britische Bomber zerstört) als auch des Neuen Leipziger Kunstvereins.

Gemälde

J. C. Dahl: Hünengtrab nahe Vordingborg im Winter

Gemälde

C.D. Friedrich: Lebensstufen

Die umfangreiche Galerie lebt noch heute von dessen (damals sichergestellten) ehemaligem Bestand und mittlerweile umfangreichen Stiftungen und Schenkungen betuchter Sammler. Aktuell, aber wegen der Lichtempfindlichkeit nur über einen Gesamtzeitraum von vier Monaten gezeigt, werden die druckgraphischen Folgen von Max Klinger.

(v.k.)

Weihnachtskonzert im Freiberger Dom

Samstag, 03.Dezember 2016

„Es begab sich aber zu der Zeit, daß ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, daß alle Welt geschätzet würde, und jedermann ging, daß er sich schätzen ließe, ein jeglicher in seine Stadt“…“

Wenn die ersten drei Kantaten des Weihnachtsoratoriums zur Aufführung stehen, sind es in der Regel noch drei Wochen bis Heiligabend. Unter der Leitung von Domkantor Albrecht Koch, den Dresdner Kapellsolisten und dem Freiberger Domchor hatten in diesem Jahr zwei gebürtige Solisten aus Dresden (Heidi Maria Taubert/Sopran und Florian Rost/Bariton), sowie aus Brasilien (Melissa Sofner/Alt) und aus Würzburg (Martin Platz/Tenor) ihren großen Auftritt.

Konzerte

Das besinnliche Konzert schuf wie erwartet ein würdevolles musikalisches Stimmungsbild rund um die ewig junge und jahrtausendalte Weihnachtsgeschichte: Gesanglich verkündet und auf ein neues prophezeit im Kerzenschein des Freiberg Doms am 3.Dezember 2016…

Konzerte

(vk)

Über die schleppende Aufarbeitung des Genozids in Kambodscha

Eine Informationsreise nach Vietnam und Kambodscha im April 2016 hat bei uns nicht nur positive Eindrücke, sondern in hohem Maße auch Beklemmung, zwiespältige Gefühle und Ohnmacht hinterlassen. Neben der Nachdenklichkeit über Elend und enorme Armut, soziale Probleme, Schmutz und undemokratische Verhältnisse im Lande waren es insbesondere Wut und Bestürzung über die zögerliche und von offizieller Regierungsseite behinderte Aufarbeitung der Schreckensherrschaft Pol Pots und seiner Roten Khmer.

Mit dem Titel „Der lange Atem der Roten Khmer“ ist ein Aufsatz über die prekäre Aufarbeitung des kollektiven Massenmordes in Kambodscha entstanden, den ich als LinkedIn-Blogbeitrag veröffentlicht habe. Vermutlich ist die dargestellte Situation vielen Menschen nur im Ansatz bekannt.

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Enthalten sind Fakten und umfangreiches Quellenmaterial über die Arbeit des internationalen Gerichtshofes ECCC in Pnom Penh, die vergangenen und noch aktuellen Prozesse gegen die Elite der damaligen Pol Pot Guerilla sowie das Versagen und Einknicken des Gerichts vor dem Dauerdruck des korrupten Hun Sen-Regimes. 

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Der kambodschanische Genozid reiht sich ein „in die Kette der Völkermorde des 20.Jahrhunderts: Der Genozid an den Armeniern 1915, die Massenmorde der Nazis, die Verbrechen Stalins und seiner Kamarilla, die Völkermorde in Ruanda, in Ex-Jugoslawien, in Burma oder Nord-Korea. Ihre Phänomene sind vergleichbar“, siehe Quelle unten. Dem bleibt wenig hinzuzufügen…. (vk)

Quelle:  „Warum Diktatur und Völkermord? Das Pol Pot Regime“, GlobKult Magazin, 02.06.2012
Images: eccc.qov.kh;  commons.wikimedia.org 
Link
Buch-Lesetip:

Peter Scholl-Latour: „DER TOD IM REISFELD“, C.A. Koch`s Verlag Nachf., 1992

„Peter Scholl-Lator, seit 1945 Augenzeuge der indochinesischen Tragödie, hat seine Erlebnisse und Erfahrungen zu einer Folge eindrucksstarker Bilder verdichtet; zu einer Reportage höchsten Ranges, mit der der erfahrene Fernsehjournalist durch das Wort sein gewohntes Medium noch übertrifft. Die Turbulenz der Ereignisse, die Vielfalt der Erlebnisse setzen sich in Spannung um, gleichzeitig aber wird uns der Blick für die tieferen Zusammenhänge geöffnet.“ (Klappentext)

(v.k.)

Unterwegs im Erzgebirge (1)

Silberrausch und Berggeschrey

Sonntag, 02.Oktober 2016

Die Sonderausstellung „Silberrausch und Berggeschrey“ ist als Wanderausstellung Bestandteil eines Projekt der ArcheoMontan. Sie war/ist vom 16.07.-31.10. 2016 im Klosterpark Altzella zu sehen, angereichert durch zahlreiche Veranstaltungen und Vorträge.

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Image: archeologie.sachsen.de

Auch filmisch sehr gut aufgearbeitet sind Such- und Abaumethoden über die Jahrhunderte bis hin zum modernen Airborne Laserscan:

Zu sehen sind einzigartige Funde aus dem frühmittelalterlichen Bergbau vor 800 Jahren, die mit der Hochwasserkatastrophe 2002 in Dippoldiswalde ans Licht kamen: Bergbauliche Holzwerkzeige, Hilfsmittel und Grubengerät aus alten Schächten sowie mittelalterliche Münzen (Brakteaten). Die außergewöhnlich gut erhaltenen und sanierten Funde sind bis in das 12. und 13. Jahrhundert datiert. Da die ersten Silbererzfunde in Freiberg in 1168 nachgewiesen sind, wurde möglicherweise in diesem Gebiet noch eher nach Silber gegraben als in der „Stadt am freyen Berge“…

(v.k.)

A Tribute to Simon and Garfunkel

bild04Seit einigen Jahren tourt die Band mit ihrem gleichnamigen Programm „A TRIBUTE TO SIMON & GARFUNKEL“ erfolgreich als Duo oder mit angeschlossenem Orchester quer durch Deutschland. Das perfekte Zusammenspiel der Stimmen und Gitarren von Thomas Wacker (als Paul Simon) und Thorsten Gary (als Art Garfunkel) und ihrem Streichorchester war am Samstag, 17.09.2016 in der Kreuzkirche Chemnitz zu erleben. Und dies auf beeindruckende Art und Weise. Stilvoll und in bewundernswerter stimmlicher „Augenhöhe“ zu den beiden Protagonisten des wohl erfolgreichsten Folkrock-Duos der Welt. Titel wie „The Sound of Silence„, „Bridge over Troubled Water“ „America“ oder das stimmlich mehr als anspruchsvolle „Bright eyes“ bleiben auch in der Interpretation von GRACELAND einzigartig und unvergeßlich. Dabei sind einige dieser „Gänsehaut“-Titel schon ein halbes Jahrhundert alt („Sound of Silence“ ist 1965 erstmalig als Single erschienen).bild01

Für die begeisterten Zuhörer ein Klang- und Kunstgenuß vom Feinsten, das GRACELAND erst nach mehreren Zugaben entlassen wollte…

PS: Simon & Garfunkel sind beide Jahrgang 1941 und damit heuer weit über 70. Nach Trennung, Wiedervereinigung, Soloauftritten und ihrem letzten gemeinsamen Konzert 2010 in New Orleans wurden weitere geplante Konzerte erst einmal wegen akuter Stimmbandprobleme Art Garfunkels abgesagt. Auch bei einem seiner letzten Soloauftritte 2016 in Glastonbury waren die stimmlichen Probleme unschwer auszumachen. Er ist halt auch nicht mehr der Jüngste….

Schade, daß ich von GRACELAND selbst keine Porträts zeigen kann, aber von ihnen stehen leider nur lizenzierte Bilder im Netz.

(vk)

Images: commons.wikimedia.org; de.wikipedia.org

Welkes Blatt: Von Werden und Vergänglichkeit

Welkes Blatt…

Jede Blüte will zur Frucht, jeder Morgen Abend werden, Ewiges ist nicht auf Erden als der Wandel, als die Flucht.

Auch der schönste Sommer will einmal Herbst und Welke spüren. Halte, Blatt, geduldig still, wenn der Wind dich will entführen. 

Spiel dein Spiel und wehr dich nicht, lass es still geschehen. Lass vom Winde, der dich bricht, dich nach Hause wehen.

Hermann Hesse 

(v.k.)

Die Gretchenfrage unserer Zeit

Was in unserer Zeit ist authentisch und glaubhaft? Wie hoch ist der Wahrheitsgehalt der täglich auf uns einstürmenden Nachrichten? Was ist einseitig dargestellt, manipuliert oder erlogen?

Welches Wort, welche Verlautbarung, welcher Händedruck in den Medien dient nur persönlichem Vorteil und Machterhalt, statt auf Redlichkeit und Gemeinwohl ausgerichtet zu sein?

Wer kann Wahrheit und Lüge noch voneinander unterscheiden und welchen Bildern und Informationen darf man noch uneingeschränkt vertrauen? Werden die Online-Quellen überhaupt noch überprüft und wie abhängig sind die Journalisten davon? Was ist schlüssig, was ist PR und Propaganda und was kann gesunder Menschenverstand?

Insbesondere in Kriegszeiten ist die Wahrheit meist das erste Opfer. Brisantes Videomaterial erreicht minutenschnell Millionen von Menschen. Raffinierte Fakes lassen sich nach gründlicher Recherche und Verifikation erst im Nachhinein enttarnen. Und noch schwerer wieder korrigieren: Sind es wirklich Bunker des IS, die laut aktuellem Fernsehbeitrag durch gezielte Luftschläge im Norden des Irak vernichtet werden oder stammen die Aufnahmen aus Aleppo und sind bereits 4 Monate alt? Sind die Fahrzeugkolonnen mit Rot-Kreuz-Anstrich in der Ukraine wirklich mit humanitären Hilfslieferungen unterwegs zu den betroffenen Menschen oder transportieren sie Munition und Kriegsgerät für die Separatisten?

Cui bono – wem nützt es und warum? Wer vertritt welche persönlichen, politischen und wirtschaftlichen Interessen? Gerät die Medienlandschaft durch das Internet ökonomisch unter Druck? Wer hat die Kontrolle und was ist echt, belastbar und wahr? (vk)

„Wahr sind nur die Erinnerungen, die wir mit uns tragen; die Träume, die wir spinnen und die Sehnsüchte, die uns treiben. Damit wollen wir uns bescheiden.“ 

Aus: „Die Feuerzangenbowle“, H.Spoerl, Droste-Verlag 1933