Geschichten aus dem Bayerischen Wald (1)

Samstag, 18.02.2017

Ein Hauch von Alaska

Wenn sich die Elite der Schlittenhundelenker im Winter im Bayerischen Wald trifft, muß natürlich Schnee liegen. Möglichst so viel Schnee, so wie im Norden Kanadas oder Russlands, wo Hundegespanne alltägliches Transportmittel sind.

Huskyrennen

Diese Bedingungen plus eine Mütze gutes Wetter sind zum diesjährigen internationalen Schlittenhunderennen am 18. und 19.02. im bayerischen Haidmühle auf jeden Fall gegeben. In 800m Höhe und Im Dreiländereck von Bayern, Österreich und Böhmen gelegen, gilt das waldreiche Gebiet schon immer als relativ schneesicher. Musher aus ganz Europa mit ca. 100 Gespannen von Sibirian Huskies, Alaskan Malamutes, Samojeden oder  Grönlandhunden sind hier zum sportlichen Wettkampf angetreten: In verschiedenen Kategorien und Klassen (Gespanngröße, offen/reinrassig) geht es auf die verschneiten und gut präparierten Trails im Waldgebiet rund um den 1160m hohen Haidel. Dabei sind in Sprint- oder Distanz-Wettbewerben Strecken zwischen 4km (Zweiergespanne) und 42km (Sechs bzw. zwölf Hunde)  zurückzulegen. Wenn man so will, ein Wintermarathon, bei dem Mensch und Tiere ihre Kräfte messen können.

Bevor die Gespanne starten, ist In der ganzen Gegend das Kläffen und Jaulen der aufgeregten Hunde zu hören. Begierig kratzen ihre Pfoten über den Schnee, in den letzen Minuten vor dem Start sind die Tiere nur mit großer Anstrengung ihrer Musher im Geschirr zu halten. Erst mit dem „Go“ an der Startlinie zieht der aufgeregte Pulk los…

Huskyrennen

An beiden Tagen und während der Rennen sind zur Sicherheit übrigens einige der Loipen im Bereich Haidmühle gesperrt.

(v.k.)

Ein Tag im Deutschen Museum

Mittwoch, 15.02.2017

Museen

Zugegeben, nur ein Tag im Deutschen Museum München ist viel zu wenig. Auch als Schnupperkurs im Vorübergehen! Egal, wir haben uns diesen ganzen Tag für die „Museumsinsel Nr.1“ freigehalten und wollen das beste daraus machen. Denn: Für zwei wißbegierige DiplomIngenieure im Unruhestand ist der Besuch der auf Naturwissenschaft und Technik profilierten Dauerausstellung ein absolutes Muß!

Auf insgesamt acht Etagen des Gebäudekomplexes verteilt, erwarten den Besucher ehemalige bahnbrechende technische Erfindungen, Verfahren und Technologien. Dies eingebettet in den zugehörigen historischen und gesellschaftlichen Kontext. Seit Eröffnung des Museums 1925 sind im Stammhaus auf der Museumsinsel und weiteren Außenstellen in Bonn und Oberschleißheim ca. 30 000 Exponate der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Für mehr als 1.5 Mio Besucher jährlich…

Die persönliche „museale Herangehensweise“ ist natürlich vom speziellen Ziel und Inhalt abhängig. Eine effektive Methode des Kennenlerns einzelner Exponate dürfte in der Teilnahme an den angebotenen Guided Tours bestehen. Sie beinhalten Vorführungen und Untersuchungen unmittelbar am Ausstellungsobjekt, sofern dies technisch möglich ist (es werden mehr als 20 „Rote Punkt“-Führungen über einen Zeitraum von je 20…60min angeboten). Ein zeitlicher Anhaltspunkt sei aber genannt: Unsere Teilnahme an den Vorführungen an Hochspannungsanlage, Flugsimulator, Elektronenmikroskop und Planetarium sowie der anschließende Ausstellungsbesuch der Informations- und Kommunikationstechnologien ist in etwa ein Tagesprogramm. Besonders dann, wenn der Z3, der erste programmgesteuerte Rechnautomat Konrad Zuses oder die ENIGMA, der legendäre Nachrichten-Verschlüsselungsautomat im Original zu besichtigen und zu bestaunen sind. Oder ein Prototyp des elektronischen Analogrechners mit Baugruppen-Einschüben auf Basis hochgenauer Gleichspannungs-Operationsverstärker. Die TH Ilmenau läßt grüßen…

Das Deutsche Museum ist täglich von 9-17:00 Uhr geöffnet. Das Filmen/ Fotografieren dort für private Zwecke ist ausdrücklich erlaubt, eine Veröffentlichung der Bilder im Internet jedoch verboten.

(vk)

Die Beelitzer Heilstätten

Sonntag, 15.01.2017

Wenn in nördlicher Richtung der Autobahn A9 kurz vor dem Dreieck Potsdam die Abfahrt „Beelitz Heilstätten“ auftaucht, muß man den Fuß nicht unbedingt vom Gaspedal nehmen. Es sei denn, man ist in dieser waldreichen Gegend südwestlich von Berlin ansässig. Oder aber- und darauf will ich hinaus- man kennt das Arsenal der einstigen Lungenheilstätte noch nicht und möchte es kennenlernen: Insbesondere dessen Geschichte, seine Erbauung und seine Rolle bei der Behandlung der „Schwindsucht“, der zum Ende des 19. Jahrhunderts grassierenden Volkskrankheit Tuberkulose.

Zur Eindämmung und Bekämpfung dieser gefürchteten Seuche wurde 1902 der erste Komplex der Beelitz-Heilstätten übergeben. Entworfen und erbaut auf einer aufgekauften Fläche von ca. 140 Hektar inmitten der Beelitzer Wälder. Aus den für Männlein und Weiblein streng getrennten Klinikbereichen (Lungenheilstätten und Sanatorien) entwickelte sich in Folge das flächenmäßig größte Heilstätte für Lungenkrankheiten in Deutschland.

Beelitz

Männersanatorium: Das Badehaus außen…

Beelitz

…und von Innen

Dies mit für damalige Verhältnisse moderner Infrastruktur und medizinisch-technischer Ausrüstung. So entstand eine autarke, lebenstüchtige Kolonie aus Chirurgie, Krankenhäusern, Kureinrichtungen, Badehäusern, Küchen- und Wäschereigebäuden, Gärtnereien, Werkstätten usw. . „Das Teuerste ist das Billigste“ war für die LVA Berlin als Bauherrin eine der Devisen für das  Gesamtkonzept der Anlage. Auch heute noch an den Gebäuden im Architekturstil englischer Landhäuser zu bewundern: Klinker, Stufen und Fliesen nur aus bestem Material (Villeroy & Boch). Aufbauend auf wirksamen Therapiemethoden und sehr guten Hygienebedingungen, einer Kapazität von 1200 Betten und einer Patienten-Aufenthaltszeit von 6 bis max. 26 Wochen hoffte man, die gefährliche Volksseuche ein- für allemal ausrotten zu können.

Alles zum heilmedizinischen Bereich, aber auch zur weiteren Geschichte der Heilstätten als Militärstandort und zur Bedeutung zwischen 1945-1994 (sowjetisches Militärhospital) ist während einer sehr interessanten und kompetenten Führung vor Ort zu hören, zu sehen und zu erleben.

Beelitz

Männersanatorium: Sowjetisches Sanitäter-Denkmal

Viele der einzigartigen Bauwerke (ca. 60 Zweckbauten) liegen heut brach. Zerstört nicht durch kriegerische Handlungen oder in ihrer Nutzung als Armeehospital bis zu Anfang der `90-iger Jahre. Nein, verfallen und zerstört im wesentlichen durch Nichtnutzung und Vandalismus nach erfolgter Rückgabe im Jahre 1992 an die einstige Eigentümerin (LVA Berlin)!

Beelitz

Seither gab/gibt es umfangreiche Konzepte und Planungen für eine Neunutzung, verbunden mit  dem Wiederaufbau und der Sanierung des unter Denkmalschutz stehenden Areals. Doch alles hat seinen Preis, wobei ein tragbares Nutzungskonzept (und der politische Wille des Landes) vorhanden sein müssen. Was wird in zehn Jahren noch zu sehen sein?

Respekt an dieser Stelle den bislang erfolgten Projekten und kostspieligen Maßnahmen (privatisierte Einzelgebäude, moderne Wohnsiedlung, Künstlerdorf „Refugium Beelitz“, Heilstättenpark mit Baumkronenpfad usw.).

Bei Interesse also: Abfahrt „Beelitz Heilstätten“ nicht verpassen…

(vk)

Der tiefe Schlaf der Natur…

Im Januar, 2017

Tiefer Schlaf

Die Natur in tiefem Schlaf:

Mit ein wenig Fantasie erweckt das Foto den Anschein, als verbeugen sich Baum und Strauch tief und demütig vor einer Welt aus Schnee und Eis. Voller Anmut ist Ihre Verbeugung und nichts scheint diesen Moment zu stören. Eine weiße Welt, versunken und in sich gekehrt wie in tiefem, kindlichem Schlaf.

Das Bild strahlt auf mich eine so tiefe Ruhe und Andacht aus, daß man meint, es nur wortlos und mit großer Zurückhaltung ansehen zu dürfen, um seine Stille und Harmonie nicht zu stören. Eine Momentaufnahme der Natur in ihrer ganzen Zerbrechlichkeit und Fragilität…

(vk)

Adventsmusik im Leipziger Gewandhaus

Samstag, 10.Dezember 2016

Eine Idee kleiner und vielleicht auch besinnlicher als die üblichen großen Musikevents fiel die adventliche Musikstunde am 3. Adventssamstag im Leipziger Gewandhaus aus. Sie war verknüpft mit einem persönlichen Jubiläum für den Hauptakteur dieses Abends: Unter dem Motto „Deutsche Weihnachtsmusik für Orgel im Wandel der Jahrhunderte“ spielte der seit 1986 als Gewandhausorganist berufene Michael Schönheit Werke von Jan Pieterszoon Sweelinck, Dietrich Buxtehude, Max Reger, Joseph Rheinberger und anderen.

Gewandhaus

Schuke-Orgel des Leipziger Gewandhauses

In Ausübung seines Amtes dürfte er damit mehr als dreißig Jahre mit dem orakelhaften Leitspruch „RES SEVERA VERUM GAUDIUM“ verbunden sein, der über dem Spieltisch der monumentalen Schuke-Orgel des Gewandhauses prangt („Ein wahres Vergnügen ist eine ernste Sache“). Ein Adventsvergnügen war es auf jeden Fall, da die Zuhörer die offensichtliche Freude des Organisten am Experimentieren mit Registern und Zimbelstern teilten und honorierten.

Neben der Orgelmusik in Leipzig ist Michael Schönheit auch weltweit als Gastorganist gefragt. Er ist darüberhinaus Preisträger des internationalen Johann Sebastian Bach-Wettbewerbs und Jurymitglied internationaler Wettbewerbe.

(vk)