Freibergs „Cosi van tutte“

3. Juni, 2018:

Heut läuft die letzte Aufführung von Mozarts „Cosi van tutte“ im Mittelsächsischen Theater Freiberg. Die komische Oper um Tugend und Vernunft und geplante Grenzüberschreitungen zwischen Mann und Frau ist auch heute noch, mehr als 200 Jahre nach seiner Uraufführung im Wiener Burgtheater, unbedingt ansehenswert. Und herzerfrischend. Und komisch. Und anregend. Oder etwa nicht:

Cosi fan Tutte

„Was Männern Spaß bedeutet, ist den Frauen von Anfang an ernst. Und wenn es dann den Frauen Spaß macht, wird es für die Männer ernst“. (vk)

image: flickr.com

 

Im Freiberger Theater zu Gast bei „Reineke Fuchs“

KritischesKritisches

Nach mehr als einem Jahr intensiver Arbeit liegt es denn 1793 in den Frankfurter Verlagshäusern und Buchläden vor: Goethes Druckmanuskript seines Versepos`“Reineke Fuchs“. Angesiedelt in der Fabelwelt der Tiere spiegelt es in eindrucksvoller Weise die reale Menschenwelt seiner Zeit wider: Ihr kompliziertes Beziehungsgeflecht, auch aufgebaut  aus Gut und Böse, Intrigenspiel, Dummheit und Heuchelei, politischem Hochmut und zeitgenössischer Machtpolitik. Denn: Der Frieden ist im Tier-Staat und seinem Parlament verkündet. In deren Welt sind Wölfe und Bären zum Berater des Königs aufgestiegen und fordern vehement Reinekes Kopf für seine Taten- um die eigenen zu verbergen. Und sich damit für weitere Tücken und Abscheulichkeiten zu tarnen mit List und Täuschung, Hass und Lüge, Bosheit und Neid.

Reineke Fuchs erweist sich allerdings als Meister der Fake-News, dem es allen Anschuldigungen zum Trotz immer wieder gelingt, seinen schlauen Kopf aus der fein geflochtenen Schlinge zu ziehen.

Der Stoff selbst ist nach Goethe eine „unheilige Weltbibel“ und ein Spiegel auf das „Menschengeschlecht in seiner ganz ungeheuchelten Tierheit“. Und: Er hat in unserer Zeit weder seinen Witz noch seine Aktualität verloren.    

Eine Frage stellt sich nach der Freiberger Theateraufführung zwangsläufig: Wie haben sich mehr als zwei Jahrhunderte nach dem Erscheinen des „Reineke Fuchs“ insbesondere menschliche Moral und Ethik verändert? Wie haben 200 Jahre gesellschaftliche Entwicklung Eigenschaften, Wesen und Charakter des Homo Sapiens zum positiven geändert? Haben sie es überhaupt? Was ist darüberhinaus nach diesem langen Erkenntnisprozess für die zukünftige Zeit als falsch, unmenschlich, verabscheuungswürdig erkannt worden? Und das entscheidende: Welche Erkenntnisse unseres schlauen Füchsleins gelten im Jahre 2018 mit Sicherheit nicht mehr und sind für immer ausgemerzt? 

Hier nun das Füchslein mit einigen seiner Selbsterkenntnisse:

  • „Denn freilich begleiten viele den König und kommen in seinem Rate zu sitzen; aber sie finden zusammen weder Rat noch Sinn…
  • Bären und Wölfe verderben das Land; es kümmert sie wenig, wessen Haus die Flamme verzehrt. Sie pflegen sich immer an den Kohlen zu wärmen…
  • Doch das Schlimmste find ich den Dünkel des irrigen Wahns, der die Menschen ergreift: Es könne jeder im Taumel seines heftigen Wollens die Welt beherrschen und richten.
  • Aber wie sollte die Welt sich verbessern? Es läßt sich ein jeder alles zu und will mit Gewalt die andern bezwingen. Und so sinken wir tiefer und immer tiefer ins Arge. Afterreden, Lug und Verrat, Diebstahl und falscher Eidschwur, Rauben und Morden, man hört nichts anderes erzählen. Falsche Propheten und Heuchler betrügen schändlich die Menschen.
  • Jeder lebt nur so hin! Und will man sie treulich ermahnen, nehmen sie`s leicht.
  • Auferbauen? Wer lebt nun darnach? Man stärkt sich im Bösen. So geschieht es im Volke, wie sollte die Welt sich verbessern?“
  • Nun, so spiel ich halt auch mein Spiel und denke daneben öfters bei mir: Es muß ja wohl recht sein, tun`s doch so viele!“

(vk)

Eposzeilen aus Reineke Fuchs, 8.Gesang     
Images: de.wikimedia.org
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Buch-Lesetip:

Erich Follath: „DIE KINDER DER KILLING FIELDS“ , Wilhelm Goldmann Verlag, München; 2010

„Vor mehr als dreißig Jahren wurde Kambodscha vom Terror der Roten Khmer heimgesucht, die auf den „Killing Fields“ fast ein Viertel der eigenen Bevölkerung ermordeten. Jetzt endlich werden die Verantwortlichen vor ein Tribunal gestellt. SPIEGEL-Autor Erich Follath schildert in seiner eindrucksvollen Reportage ein faszinierendes Land mit einer jahrtausendealten Kultur und Geschichte, das mit den Schatten der grausamen Vergangenheit kämpft. Lebendiger kann Geschichte nicht vermittelt werden“.

Peter Scholl-Latour

(v.k.)

Bei den Dresdener Romantikern…

Samstag, 03. März 2018

„Haus Gottessegen“ -das Dresdener Kügelenhaus

KügelgenhausDas eigentliche Arbeitszimmer meines Vaters, das jedoch fremden Besuchern verschlossen blieb, enthielt eine Welt der verschiedenartigsten Gegenstände. Die Wände waren hageldicht bedeckt mit Gipsen, Studien und allerlei künstlerischen Kuriositäten. Mit seltenen Kupferstichen, Handzeichnungen berühmter Meister und dergleichen mehr. In den Ecken saßen oder hockten Gliederpuppen von verschiedenen Größen. Hoch aufgerichtet aber stand unter Schädeln und Gebeinen ein vollständiges menschliches Skelett: Das Entsetzen der Dienstmädchen, wenn sie mit Aufträgen von der Mutter durch die halbgeöffnete Tür schauten“. (aus: Wilhelm von Kügelgen, „Jugenderinnerungen eines alten Mannes“, Dresden 1870).

Kügelgenhaus

Das Atelier im heutigen Kügelgenhaus in der Hauptstraße 13 der Dresdener Neustadt schaut allerdings um ein Vielfaches aufgeräumter und geordneter aus als oben beschrieben. Das zugehörige Gebäude aus dem 17.Jhd. konnte wie eine Reihe anderer barocker Bürgerhäuser vor Zerstörung und Verfall gerettet werden. Von 1808 bis zu seinem gewaltsamen Tod 1820 war das Haus Wohn- und Arbeitsstätte des Malers Gerhard von Kügelgen. Daneben Treffpunkt und Begegnungsstätte von Künstlern und Kunstliebhabern der Dresdener Kunstakademie, Freunden und Gönnern.

Kügelgenhaus

Friedrich von Hardenberg (Novalis), Caspar David Friedrich und Heinrich von Kleist

1981 zum Museum der Dresdener Romantik umgestaltet, vermittelt das Haus einen Eindruck über diese kulturgeschichtliche Epoche (Ende des 18.Jhd.-Mitte des 19.Jhd.) und seine Zeitgenossen. Sie umfaßt sowohl Literatur, Musik, Malerei als auch Philosophie und Naturwissenschaften. Und dies im historischen Spannungsfeld zwischen französischer Revolution, den Eroberungskriegen Napoleons und den Befreiungskriegen in vielen mitteleuropäischen Ländern. Die Gästeliste im Haus „Gottessegen“ liest sich wie das Who`s Who der deutschen Romantiker aus der Schaffenszeit Kügelgens. Sie umfaßt Künstler von Caspar David Friedrich über J.W. von Goethe bis Carl Maria von Weber…

Kügelgenhaus

Liebevoll eingerichtet und empfehlenswert, auch wenn aus meiner Sicht nichts gegen eine Modernisierung einzelner musealer Exponate spricht…

(vk)

Abschlußkonzert am Buttermarkt

Freitag, 16. Februar 2018

Mit einem großen Abschlußkonzert in der Freiberger Nikolaikirche wurde das 43. Sächsische Chorleiterseminar beendet. Das Abschlußkonzert war publikumsoffen, sodaß auch wir mit vielen anderen Freibergern daran teilnehmen konnten.

KonzerteMit fünf Chören und in einem eigenen Auftritt zeigten die Seminarteilnehmer aus ganz Deutschland ihr erworbenes Können. Mitwirkende waren neben dem Kinderchor und dem Chor des Stollberger Gymnasiums auch Mitglieder der Freiberger Chöre, des Kirchenchorwerks Sachsen sowie der a-capella-Kammerchor Freiberg. In mehrtägigen Grund-, Aufbau- oder Leistungskursen wurde speziell für diesen Abend ein hörenswertes Musikprogramm erarbeitet. Es umfaßte geistliche und weltliche Chorwerke aus dem 16.Jhd. bis hin zur Gegenwart mit Liedern von H. Schütz bis L. Cohen.

Dabei in der Gunst des Publikums ganz oben der disziplinierte und mit großer Begeisterung agierende Projekt-Kinderchor! Ein musikalischer Abend, der Lust auf nächste Abschlußkonzert in 2019 macht…

(vk)

Geschichten aus dem Bayerischen Wald (3)

Am Osterbach-Triftkanal

Im Februar, 2018

Osterbachkanal

Osterbach-Triftkanal bei Haidmühle/Bayerischer Wald

Die Triftkanäle des Bayerischen Waldes und des Böhmerwaldes sind natürliche oder künstliche Wassergräben, die in erster Linie für den Abtransport des Holzes aus den Wäldern zur nächstgrößeren Wasserstraße angelegt wurden. Nach Norden zur Moldau, nach Süden über die Große Mühl zu Ilz und Donau. Die geringe Wasserführung dieser Kanäle erlaubte dabei nur den Transport von (ungebundenem) Brennholz in die holzhungrigen Städte. Dies in der Regel im Frühjahr und Herbst, da die angebundenen Flüsse in dieser Zeit mehr Wasser führten. Einer dieser Kanäle ist der Osterbach bei Haidmühle, der als Quellbach der Ilz bei Passau in die Donau mündet. Er wurde vor mehr als 100 Jahren für den Holztransport ausgebaut.

Osterbachkanal

Eine Qualität höher war der kontrollierte Transport von Holz und Stämmen („schwemmen“) über breiter und tiefer ausgebaute Kanäle. Unter Kontrolle der Holztreidler war damit ein weitaus wirtschaftlicherer Transport als über Waldwege und Landstraßen möglich. Ein Beispiel dafür ist der als achtes Weltwunder bezeichnete Schwarzenberger Schwemmkanal. Er beginnt ca. 6km weiter östlich auf böhmischer Seite und wurde im 18./19. Jhd. in mehreren Abschnitten erbaut. Der Schwemmkanal versorgte über böhmisches und österreichisches Böhmerwaldgebiet die Großstädte Passau und Wien mit Nutz- und Brennholz. Weltwunder? Der Kanal (Planung/Bauleitung durch Forstingenieur J. Rosenauer) überwindet durch einen Tunnel einen 400m breiten Bergrücken und damit die natürliche Wasserscheide zwischen Moldau und Donau!

Osterbachkanal

In der Vergangenheit wurden mit der Energie des Wassers übrigens mehr als 14 Millionen Raummeter Holz transportiert. Es steht auch geschrieben, daß das aus dem Böhmerwald geschwemmte Holz nach dem ersten Weltkrieg die Wiener Bevölkerung vor dem Erfrieren rettete…

OsterbachkanalDer ca. 50km lange Schwarzenberg-Schwemmkanal mit seinen Schleusen, Röschen und Tranportbrücken ist auch heute noch wasserführend. Er wurde in großen Teilen aufwendig restauriert und ist heute -wie auch der Begleitweg oben am Osterbach-Triftkanal- ein herrlich angenehmer und schattiger Wanderweg. Nutzbar im Sommer auch als Radweg, im Winter als gespurter Skiwanderweg- Ski heil!

(vk)

image: commons.wikimedia.org