14.-25.09.2025
Wenn wir zwei in diesem Jahr im Ostseebad Zingst „Urlaub auf dem Darß“ machen, haben wir sicher keine schlechte Wahl getroffen. Allerdings mit dieser Beschreibung auch gleich den ersten geographischen Fauxpas begangen. Denn: Die Gemeinde Zingst mit ihren rund 2800 Einwohnern liegt auf einem Landschaftsteil, der bis 1874, durch den Prerowstrom im Westen vom Darß getrennt, selbständige Insel war: die damalige Insel ZINGST. Das gleiche gilt für den angrenzenden Landschaftsteil Darß, der bis 1394 vom südlichen Fischland durch den Darßer Kanal („de Loop“) ebenfalls Insel war- die damalige Insel DARSS. Und last not least auch für das Fischland, das bis zum Ende des 14.Jhd. durch den Fluß Recknitz vom Festland getrennt war und ebenfalls Inselstatus hatte- die Insel FISCHLAND. Beide Flüsse und der Kanal wurden aus geopolitischen und wirtschaftlichen Gründen von Menschenhand zerstört und zugeschüttet, so daß es heut nur noch eine zusammenhängende Halbinsel auf diesem Längengrad zwischen Ostsee und Boddengewässer gibt. Wir sind also mit unseren Wanderungen und den Radl`n zwischen den Ostseebädern Zingst, Prerow und Ahrenshoop richtigerweise auf der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst unterwegs. Wieder etwas dazugelernt…
Bücher, Bildbände und Reisebeschreibungen über dieses wunderschöne Gebiet in Mecklenburg-Vorpommern mit seinem Nationalpark „Vorpommersche Boddenlandschaft“ gibt es zuhauf, hier nur einige Bilder und Collagen mit unseren persönlichen Erlebnissen:
♦ Auf dem Zingst
Kranichzeit: Wenn in den Herbstmonaten die Kraniche alljährlich ihre Reise aus dem Norden unterbrechen, um in den Gefilden der Halbinsel Zwischenrast einzulegen, haben die Beobachtungsstellen am Pramort Hochbetrieb. 2024 sind hier vor ihrem Weiterflug gen Süden ca. 60.000 Tiere gezählt worden. So jedenfalls die Auskunft des sachkundigen Rangers.

Neben Schiffen, Kunst und interessanten Inselgebräuchen nimmt der alljährliche Kranichzug auch im Zingster Heimatmuseum einen großen Raum ein, wie die Bilder unten beweisen:

Die Kraniche sind hier überall, statt ihrer grauweißen Gefieder hier allerdings künstlerisch verarbeitet und in den schönsten Farben

Wenn das kein Timing ist: Ein Konzert der Sächsischen Bläserserenade unter der Leitung von Siegfried Mehlhorn in der evangelischen Peter-Pauls-Kirche des Ortes. In dieser Kirche trat übrigens im Juni 1935- und dies im Rahmen eines theologischen Seminars- der Theologe und Widerstandskämpfer Dietrich Bonhoeffer auf
♦ Auf dem Darß: Rund um Prerow und Ahrenshoop
Was die Kranichbeobachtung vor der Großen Kirr und Pramort ist, das ist die Beobachtung des Rotwildes am Darßer Ort. Auf der nördlichsten Spitze des Darß durch feste Wege an den Strandabschnitten des Nationalparks geschützt, bieten mehrere Bebachtungsstellen die Möglichkeit, Rot- und Schwarzwild ganzjährlich zu beobachten. Auch uns sind in sicherer Entfernung mehrere Tiere vor die „Linse“ gelaufen:

Auf erfolgreicher Rotwild-Fotopirsch: Der Nationalpark „Vorpommersche Boddenlandschaft“ ist übrigens mit einer Größe von 78.600 ha der größte deutsche Ostsee-Nationalpark

Der hölzerne Turm der Prerower Seemannskirche stammt aus der „Schwedenzeit“ (1648-1815) und diente früher den Seeleuten als Peilpunkt auf ihrem Weg von der Ostsee in die Mündung des Prerow-Stroms. Die Kirche selbst wurde zwischen 1726-1728 erbaut und ist das älteste Gebäude auf der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst. Die alten kunstvoll verzierten Grabsteine auf dem Friedhof erinnern an die Zeit, in der die Halbinsel einst Land der Kapitäne und Seeleute war und die Schiffahrt ihren Wohlstand ausmachte

Die 720m lange Prerower Seebrücke (oben) und der Leuchtturm am Darßer Ort. Die Seebrücke aus Beton und mit Knick ist übrigens die längste im Ostseeraum und wurde 2024 fertiggestellt, der 35 m hohe Leuchtturm wurde 1848 erbaut und ist noch immer in Betrieb- heute allerdings ferngesteuert
Quellen:
(1): Das kleine Fischland-Darß-Zingst-Buch, Rhino-Verlag, Ilmenau, 2023
(2): https://www.fischland-darss-zingst.de/region.html
(3): https://www.zingst.de/
(v.k.)









