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Unterwegs in Nordsachsen: Schloß Hubertusburg

29.- 30.06.2019

Perfekt inszeniert und politisch clever: Die Traumhochzeit des Jahrhunderts

“Wenn heute Töchter oder Söhne europäischer Königshäuser vor den Altar treten, wird der Pomp groß inszeniert. Die Zeitungen und Illustrierten sind voll davon, die Einschaltquoten bei den Fernseh-Übertragungen hoch. Die digitale Welt platzt vor Bilderlust. Immer noch genießt das Publikum staunend den Glanz und die schönen Traumkulissen.

HubertusburgWas vor genau 300 Jahren in Sachsen stattfand, läßt allerdings heutige Vermählungen aussehen wie ein Erntedankfest: Als 1719 die Hochzeitsparty des 23-jährigen sächsischen Kurprinzen Friedrich August (Sohn August des Starken) mit der 20-jährigen österreichischen Erzherzogin Maria Josepha in Dresden stattfand, geriet die Elbestadt in einen wochenlangen Ausnahmezustand. Die Idee August des Starken: Eine Verbindung zwischen Sachsen und Österreich als starkes Duo im europäischen Gefüge”  (aus: “Die Traumhochzeit des Jahrhunderts”, Magazin des Freistaates Sachsen, 2019)

Der Ort, an dem dieser Ausnahmezustand in gleichem Maße zelibriert wurde, war neben der Landeshauptstadt Dresden das spätere Lieblingsschloß des sächsischen Herrscherpaares in Wermsdorf: Schloß Hubertusburg. Baubeginn für die damalige Jagdresidenz und das heute größte sächsische Rokokoschloß war 1721, Fertigstellung nach Umbauten und baulichen Erweiterungen 1752. Hubertusburg wurde damit regelmäßig im Herbst zur zweiten Residenz, in der sächsische bzw. europäische Geschichte weitergeschrieben wurde.

Hubertusburg

Hauptgebäude mit Schloßkapelle (Restaurierung im Jahre 2007)

In einer multimedialen Sonderausstellung holt die moderne Technik das Traumpaar dieser Zeit nun wieder auf ihr Lieblingsschloß in Nordsachsen zurück. Modern und spannend, lehrreich und ohne erhobenen Zeigefinger: Eine modern inszenierte große Historienschau mit Leihgaben der Sächsischen Schlösserverwaltung, des Grünen Gewölbes und in einer audiovisuellen 360-Grad-Videoinstallation! Dies allerdings in den kahlen und schmucklosen Räumen von erstmals zugängigen Schloßbereichen.

Hubertusburg

Exponate aus Sachsens Gloria

Die Crux: Die Zeit der rauschenden Feste, Bälle, Empfänge und Jagdvergnügen auf Schloß Hubertusburg war endlich und mehr als kurz. Nach Ausbruch des Siebenjährigen Krieges 1756 endete das höfische Leben hier abrupt. 1756 war des Herrscherpaar letztmalig hier. Sachsen wurde Kriegsschauplatz und August III., mittlerweile Kurfürst von Dresden und König von Polen, floh vor der Bedrohung durch den Preußenkönig nach Warschau. Doch damit nicht genug: 1761 und damit wenige Jahre nach seiner endgültigen Fertigstellung wurde das Schloß restlos geplündert. Die Demontage: Eine Vergeltung für das- auch durch sächsische Ulanenregimenter- beschädigte Schloß Charlottenburg bei Berlin.HubertusburgNur weniges blieb erhalten. Davon die katholische Schloßkapelle mit ihren originalen Gemälden und Plastiken, die von den Preußen nicht angetastet wurde. Alles andere, Möbelstücke, Porzellan, Kunstwerke, Leuchter, Gobelins, Parkett, Tapeten, Beschläge, die Turmuhr, Glocken, Kupferdächer und die Schloßbibliothek wurde durch den Kriegsgegner fortgeschleppt.

Hubertusburg1763 wurde durch Preußen, Österreich und Sachsen der “Frieden von Hubertusburg” unterzeichnet, der den Siebenjährigen Krieg beendete. Die ab 1763 begonnene Wiederinstandsetzung blieb allerdings Stückwerk: Hubertusburg wurde über mehrere Jahrhunderte fremdgenutzt. Diese führte zu teilweise erheblichen baulichen Veränderungen, insbesondere im Inneren  des Schlosses. So zieren z.B. den großen Saal des Nordflügels noch braunorange Tapetenmuster aus den 1970er Jahren. Heizungsrohre, abgehängte Decken, geflieste Behandlungszimmer oder handgemalte “Raucherzimmer”-Schilder sind Relikte des Klinikkomplexes aus DDR-Zeiten.

Anbei Auszüge aus der Chronik des Verfalls (nach Ausstellungsunterlagen):

  • 1861: Ruine. Hubertusburg wird nach den preußischen Plünderungen zur unbewohnbaren Ruine.
  • 1813: Lazarett. Das Grauen der Völkerschlacht bei Leipzig zieht ein. Um Verwundete zu pflegen, räumt man das Schloß im Frühjahr 1813 frei. Bald liegen hier tausende sächsische und französische Soldaten. Etwa zehntausend Verwundete sterben, die Zustände sind erbärmlich.
  • 1837: Gefängnis, Hospital, Krankenhaus. In Hubertusburg ist Platz. Ein Landesgefängnis, ein Arbeitshaus für weibliche “Kriminelle”, ein Hospital für bedürftige Alte und ein Krankenhaus ziehen in das Gelände ein, dazu Anstalten für geisteskranke Frauen und Kinder. Gefängnis und Arbeitshaus schließen bis 1874. Es bleiben die Kranken, vor allem in der wachsenden Psychiatrie. Diese nennt sich seit 1880 Heil- und Pflegeanstalt.
  • 1914-1918: Hunger und Tod. Der Erste Weltkrieg tobt, in Deutschland werden die Lebensmittel knapp. Bei den “Geisteskranken” spart man zuerst. Die Folgen sind schrecklich: Über 1.500 der 2.000 Hubertusburger Patienten sterben an Hunger und Mangel.
  • Um 1940: Auflösung der Heil- und Pflegeanstalt. Das Deutsche Reich nimmt Schloß Hubertusburg in Beschlag. Die Patienten der Psychiatrie verlagert man in andere Anstalten. Vorläufig, denn fast alle werden wenig später im Euthanasieprogramm der Nazis ermordet.
  • 1941: Luftwaffenschule. Während des Zweiten Weltkrieges richtet die Luftwaffe im Schloß eine Schule für Unteroffiziere ein. Zum Kriegsende werden Teile des Schlosses Lazarett.
  • 1945: Kommandantur. Erst die Amerikaner und dann die Sowjettruppen machen Hubertusburg zur Kommandantur. Die Schloßkapelle wird zum russischen Offizierskasino.
  • 1945: Krankenhaus. Verschiedene Kliniken werden in Schloß und Schloßanlage angesiedelt- einer der größten Krankenhausbetriebe der Region Leipzig entsteht. Das Krankenhaus zieht nach 1990 aus dem Hauptschloß aus und ist hier doch bis heute gegenwärtig.
Hubertusburg

Teil des heutigen Zustandes im Nordflügel

  • 1999: Die Sanierung beginnt. Am Dach des Hauptschlosses beginnt 1999 die Sanierung der Gesamtanlage. Bis 2019 investiert der Freistaat Sachsen weit über 90 Millionen € in die historisch bedeutsame Schloßanlage.
  • 2000: Suche nach dem Bernsteinzimmer. Befindet sich das verschollene Bernsteinzimmer in Schloß Hubertusburg? Im Jahr 2000 bohrt man nach verborgenen Kellern- vorerst vergeblich, aber weitere Untersuchungen stehen noch aus.

Nach erheblichen Investitionen in der Neuzeit durch den Freistaat Sachsen erstrahlt das Äußere des Schlosses wieder in seiner alten Schönheit und Pracht (s.o.). Im Inneren des “Sächsischen Versailles” schlummert anno 2019 allerdings eine zukünftige Riesenbaustelle. Dabei ist der Startschuß ist gefallen. Mit dem Sanierungsbeginn von einzelnen Sälen und Zimmern ist- neben zeitbegrenzten Events, Konzerten und Ausstellungen- ein Nutzungskonzept von zentraler Bedeutung. Für eine dauerhafte Belebung der Riesenanlage mit ihren 12.000 leerstehenden Quadratmetern existieren dazu bereits Zukunftspläne im Finanzministerium des Freistaates, die es umzusetzen gilt…

Hubertusburg

Teil der Schloßanlage im Panorama

(v.k.)

Königsorte an der Straße der Romanik (4)

07.08.2014

An der Strasse der Romanik: Merseburg

Im Kaiserdom  St. Johannes und St. Laurentius

“Vor 1000 Jahren gehörte Merseburg zu den wichtigsten Aufenthaltsorten von Heinrich II. (973-1024) und Kunigunde, dem einzigen heiliggesprochenen Kaiserpaar. Sie ließen die Grundsteine zu einem Dom legen, in dem sich die Jahrhunderte immer wieder kunstvoll verewigen sollten und begründeten seinen Aufstieg zu einer der bedeutendsten Kathedralbauten Deutschlands. Am 1. Oktober 1021 wurde der Merseburger Dom in Anwesenheit des Kaiserpaares geweiht”. (1)

“Der Dom fasziniert mit seiner romanischen Hallenkrypta (12.Jh.). Die Merseburger Zaubersprüche (10.Jh.) oder die rätselhafte mumifizierte Hand Rudolphs von Schwaben, der 1080 als Gegenkönig Heinrichs IV. fiel, entführen in das mystische Zeitalter der Romanik.” (2)

 

 

 

 

 

 

 

 

Im Schloßhof des Dom-Schloß-Ensembles

Lebensgroße Maria-Statue, Kreuzgang und Modell des Kaiserdoms

Langhaus des Doms sowie Wehrgang und Wohngebäude des angrenzenden Schlosses

Prunk und Farbenprächtigkeit in den Sälen und Gemächern, dazu die Domorgel mit 5687 Pfeifen- Rekord in Mitteldeutschland

Quellen:

(1): “Faszination Strasse der Romanik”, Jahressonderausgabe, Die historische Reihe aus der HARZDRUCKEREI

(2): “Das Mittelalter erleben-Die Strasse der Romanik”, Beschreibung und Übersichtskarte, Investitions- und Marketinggesellschafr Sachsen-Anhalt mbH

(v.k.)

Königsorte an der Straße der Romanik (3)

28.06.2012

An der Strasse der Romanik: Naumburg

Im Dom St. Peter und Paul

“Der Naumburger Dom “St. Peter und Paul” zählt zu den berühmtesten deutschen Bauwerken des Mittelalters. Er ist eines der bedeutendsten Beispiele der Baukunst der späten Romanik und der frühen Gotik. Der Dom ist das viertürmige Wahrzeichen der Stadt Naumburg, welche sich im südlichen Teil Sachsen-Anhalts befindet. Er birgt die Lebensarbeit eines Bildhauers, der sich unter seinen Zeitgenossen zu rätselhafter Größe emporhebt. Weltbekannt wurde er durch seine Ausstattung, insbesondere die 1250 geschaffenen Werke des Naumburger Meisters: die Kreuzigungsgruppe, die Reliefs der Passion Christi und die Stifterstandbilder.

Eine berühmte Figur im Naumburger Dom mit drei Buchstaben -so lautet eine häufig gestellte Frage im Kreuzworträtsel. Die drei Felder bleiben nicht lange leer, denn nahezu jeder kennt die Lösung: UTA. Als “schönste Frau des Mittelalters” und Vorbild für Walt Disneys böse Königin im Märchen “Schneewittchen” gibt die Stifterfigur der Uta dem Naumburger Dom ein berühmtes Gesicht. Sie ist eine von zwölf steinernen Figuren im Westchor, geschaffen vom sogenannten Naumburger Meister in der Mitte des 13. Jahrhunderts.” (1)

“Rosemarie Schuder nennt ihn den Reimser. Als Meister von Naumburg ging er in die Kunstgeschichte ein, namenlos. Die Person hatte hinter dem Werk zurückzustehen, so verlangten es die mittelalterlichen Regeln. Wir wissen deshalb wenig von diesem Künstler. Ob er bereits in Amiens und Reims tätig war, ist bis heute umstritten. Ein Ketzer soll er gewesen sein, ein Waldenser, der nicht an die Heiligen und nicht an das Fegefeuer glaubt. Als er Mainz verläßt und dem Ruf des Bischofs von Naumburg folgt, hat er ein Übermaß an Leid miterlebt…” (2)

Quellen:

(1): Naumburg-Online

(2): Rosemarie Schuder: “Der Ketzer von Naumburg”, Aufbau-Verrlag Berlin und Weimar, 1978

(3): “Das Mittelalter erleben-Die Strasse der Romanik”, Beschreibung und Übersichtskarte, Investitions- und Marketinggesellschafr Sachsen-Anhalt mbH

(v.k.)

Königsorte an der Straße der Romanik (2)

29.08.2006

An der Strasse der Romanik: Lutherstadt Eisleben

Im Kloster Sankt Marien zu Helfta

Das Kloster Sankt Marien wurde im Jahre 1229 durch den Grafen Burchard von Mansfeld gegründet und 1258 feierlich eingeweiht. Etwa 100 Jahre später verlegte man das romanische Kloster vor die Stadtmauer von Eisleben. Nach schweren Verwüstungen im Bauernkrieg, der Säkularisierung im Jahre 1542 leben heute wieder Zisterzienserinnen in Helfta. Das Kloster wurde im Mittelalter insbesondere durch die Schriften von drei bedeutenden Mystikerinnen (Mechthild von Hackeborn, Mechthild von Magdeburg und Gertrud von Helfta) geprägt.  

Quellen:

“Faszination Strasse der Romanik”, Jahressonderausgabe, Die historische Reihe aus der HARZDRUCKEREI

“Das Mittelalter erleben-Die Strasse der Romanik”, Beschreibung und Übersichtskarte, Investitions- und Marketinggesellschafr Sachsen-Anhalt mbH

(v.k.)

Königsorte an der Straße der Romanik (1)

21.07.2004

An der Strasse der Romanik: Burg Querfurt und Burg Giebichenstein

1. Die Burg Querfurt

“Die Burg der Edlen Herren von Querfurt, die schon Bausubstanz aus dem 10. und 11.Jh. besitzt, ist von ihrer Grundfläche her siebenmal größer als die Wartburg. Bemerkenswert sind die romanische Burgkapelle sowie die romanischen Türme “Dicker Heinrich” und “Marterturm”.

2. Burg Giebichenstein

“Da steht eine Burg überm Tale und schaut in den Strom hinein…, das ist der Giebichenstein. Die Burg wird in der Schenkungsurkunde Ottos I. im Jahre 961 erstmals erwähnt und markiert über Jahrhunderte die Grenze zwischen West- und Osteuropa. Im 30-jährigen Krieg zerstört, wird der Giebichenstein zentraler Ort der Frühromantik. Der Burgfelsen bietet herrliche Ausblicke auf die Saale.

Quellen:

(1): “Das Mittelalter erleben-Die Strasse der Romanik”, Beschreibung und Übersichtskarte, Investitions- und Marketinggesellschaft Sachsen-Anhalt mbH

(2): “Faszination Strasse der Romanik”, Jahressonderausgabe, Die historische Reihe aus der HARZDRUCKEREI

(v.k.)