Exkursion: Welterbetour Montanregion Schlema

21.06.2025

Die vorletzte Busexkursion des Freiberger Fremdenverkehrsvereins e.V. führt in diesem Jahr nach Aue und Bad Schlema, d.h. in das westliche Bergrevier der Montanregion auf sächsischem Gebiet. Dabei stehen der im 16. Jhd. aufgefahrene Silberstollen des „Markus Semmler-Schachts“, der später von der WISMUT für den Uranerzabbau genutzt wurde, im Mittelpunkt der Exkursion. Weiter auf dem Programm: Die Besichtigung der WISMUT-Lagerstättensammlung im benachbarten Hartenstein. Die Leitung dieser Tour lag -wie auch bei den vorangegangenen Reisen- in den Händen von H.-Günther Hahmann

„Jahrhunderte war Schlema vom Bergbau auf Eisen, Kupfer und Silber geprägt, stand jedoch stets im Schatten der benachbarten Bergstadt Schneeberg. Mit der Entdeckung starker radioaktiver Quellen im Markus-Semmler-Stollen zwischen 1908 und 1911 durch Richard Friedrich wurde Schlema Kurbad. Die in der Folge erreichten Ergebnisse bei der Heilung rheumatischer Erkrankungen machten Schlema schließlich weltweit bekannt.

Die Kenntnis über diese Vorkommen und des seit Mitte des 15. Jahrhunderts nachweislich erfolgten Bergbaus, bei dem vom 19. Jhd. an zum Teil auch Uran mitgewonnen wurde, veranlaßte 1945- und damit unmittelbar nach Kriegsende- sowjetische Wissenschaftler in den Uniformen der Roten Armee zur Uransuche in den alten Auffahrungen des Raumes Schneeberg-Schlema.

Der nach Ende des Zweiten Weltkrieges im Markus-Semmler-Stollen einsetzende Uranbergbau unterbrach jäh die erfolgreiche Entwicklung des Kurbades.

Erst mit Ende des Uranerzbergbaus und den anschließenden Sanierungsarbeiten des Bundesunternehmens WISMUT GmbH eröffneten sich die Chancen für einen Neubeginn. 2004 wurde Schlema wieder Kurbad und 2016 Radonheilbad. Aus Teilen des umfangreichen Grubengebäudes und weiterführender Untertageanlagen entstand nach Einstellung der letzten Bergbauperiode das neue Besucherbergwerk Markus Semmler“ (1,2). 

Nach entspannter Busfahrt über die A4/A72 und einem durch die Straßensperren im Großraum Aue etwas „nervigen“ Anfahrtsweg endlich im Besucherbergwerk in Bad Schlema angekommen

Der Markus-Semmler-Stolln diente seit dem 16. Jahrhundert jahrhundertelang zur Entwässerung der Schlema-Schneeberger Kupfer-, Silber- und Kobaltgruben. Nach der Wende wurde der Bergbau in diesem Gebiet aufgegeben. Mit dem Abstellen der Pumpen 1991 begann die gezielte Flutung der Gruben. Und auch die Sanierung der großflächig radioaktiv kontaminierten WISMUT-Altlasten nach jahrzehntelangen rigorosen Eingriffen in Natur und Umwelt. Heut sind die Sohlen unter dem Niveau des Semmler-Stollns „abgesoffen“, der verbleibende Resthohlraum von 0.5Mio qm wird als Pufferspeicher genutzt. Der Stolln wird aktuell noch als Wasserableitungssystem genutzt. Er und die auf gleichem Niveau liegende Schachtanlage haben eine Teufe von ca. 50m (siehe unten).

Umhang oder Overall? Nach dem Einkleiden auf dem Weg zum Schacht. Aktuell werden hier durch die Wismut GmbH noch umfangreiche Sanierungsarbeiten durchgeführt

Insgesamt wurde in den Minen von Aue-Bad Schlema von 1946-1990 eine der größten Uranerzlagerstätten abgebaut. Aus deren Erzgängen wurden in dieser Zeit ca. 80.000 t Uran gewonnen (ein interessanter Vergleich zu den Größenordnungen: Die gesamte Silberförderung im Freiberger Raum betrug in den Jahren 1168-1900 ca. 5.000 Tonnen !) Das gesamte Bergwerk umfaßte über 60 Sohlen, deren tiefste 1.800m unter der Tagesoberfläche lag. Die durch den Raubbau entstandenen schweren Bergschäden in diesem Gebiet erforderten 1952 den Abbruch des gesamten (oberirdischen) Kurviertels

Der Schachtkomplex 371 im benachbarten Hartenstein ist eine der wenigen Uranerz-Bergbauanlagen der ehemaligen SDAG WISMUT, die in großen Teilen erhalten geblieben ist. Mit einer ca. 1.000m tiefen Schachtröhre gehörte diese Anlage zeitweise zu den tiefsten Bergwerken Europas. Heute beherbergt der Komplex die Lagerstättensammlung und Teile des Archivfonds der WISMUT GmbH. Zielobjekt für das Atomwaffenprogramm der ehemaligen Sowjetunion und der dafür 1947 gegründeten SAG/SDAG WISMUT: Die Uran-Pechblende (chemisch: U3O8), aus der nach Anreicherung kernwaffenfähiges Uran gewonnen werden konnte. Mehrere Pechblende-Proben, sowie diverse Uranminerale und Uranerzproben sind unter besonderen Strahlenschutz-Vorkehrungen in einem separaten Raum, dem „Erzkabinett“ ausgestellt. Die Lagerstättensammliung ist seit 2001 für die Öffentlichkeit zu besichtigen.   

Eine mehr als interessante Tour auf den Spuren des Welterbes, die sowohl Einblicke in den Uranerzabbau im Gebiet Aue/Bad Schema als auch in ein über viele Jahre geheimgehaltenes Kapitel deutscher Nachkriegsgeschichte gegeben hat.

Glückauf!

Quellen:
(1): „Besucherbergwerk Markus Semmler/Schacht 15 IIB in Aue-Bad Schlema“
(2): WISMUT- Flyer der Wismut-GmbH, 2023:
  • „Bergbausanierung: Für Mensch und Umwelt“
  • „Die sächsischen Wismut-Altstandorte“
  • „Sanierungsstandort Schlema-Alberoda“
  • „Ausstellung: Lagerstättensammlung“ 
(3): Welterbekonvent Erzgebirge: „Die montane Kulturlandschaft Erzgebirge/Krûsnohorí auf dem Weg zum Welterbe“
(4): „WISMUT- Bergbausanierung: Verantwortung übernehmen und Zukunft gestalten“, Bundesministerium  für Wirtschaft und Klimaschutz, 2023
(5): Bad Schlema: „Museum Uranbergbau-Traditionsstätte des Sächsisch-Thüringischen Uranerzbergbaus“
(6): https://de.wikipedia.org/wiki/Marx-Semler-Stolln

(v.k.)

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